PiA – Peers informieren über Alkohol
Ein Projekt, das Kommunen bei der Implementierung des Peer-Ansatzes zur Alkoholprävention von Januar 2020 bis Dezember 2022 unterstützt hat. Gefördert durch die BZgA und PKV im Rahmen der Jugendkampagne „Alkohol? Kenn dein Limit.“.
Hintergrund
Der Konsum von Alkohol gehört in vielen Bereichen beinahe selbstverständlich zum gesellschaftlichen Leben dazu. Besonders Alkoholkonsum in jungen Jahren birgt das Risiko für massive Schädigungen und die Entwicklung einer Abhängigkeit. Deshalb ist Prävention und das Erlernen eines verantwortungsbewussten Umgangs mit Alkohol wichtig und für die Zielgruppe „Jugendliche und junge Erwachsene“ besonders relevant.
Obwohl der Alkoholkonsum unter Jugendlichen insgesamt rückläufig ist und auch das Durchschnittsalter, in dem es zum ersten Alkoholrausch kommt, kontinuierlich steigt, ist der hochriskante Konsum von Alkohol, das sogenannte Rauschtrinken, unter Jugendlichen weiterhin eine Gefahr. Im Bestreben, wirkungsvoll und nachhaltig den Erstkontakt mit Alkohol zu verzögern und den Konsum zu reduzieren, kommt den Kommunen als Teil der Lebenswelt der Zielgruppe „Jugendliche und junge Erwachsene“ eine wichtige Bedeutung in der Alkoholprävention zu.
Repressive Maßnahmen erlangen dabei unter Jugendlichen kaum Akzeptanz und sind somit wenig zielführend. Ein erfolgsversprechender Ansatz ist die Peer-Education. Bei dieser werden geschulte, gleichaltrige oder wenig ältere Jugendliche als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren eingesetzt, um eine bestimmte Gruppe über eine bestimmte Thematik aufzuklären. Dieses Vorgehen stößt bei Jugendlichen meist auf erhöhte Akzeptanz. Gleichaltrige, welche sich in einer ähnlichen Lebensphase befinden, werden leichter als Vorbild wahrgenommen.
Um den Ansatz der Peer-Education im kommunalen Setting zu erproben, förderte die BZgA mit Unterstützung der PKV im Rahmen der BZgA-Jugendkampagne „Alkohol? Kenn dein Limit.“ das Modellprojekt „PiA – Peers informieren über Alkohol.“, wobei Kommunen bei der Implementierung von Peer-Projekten zur Alkoholprävention unterstützt wurden. Das Projekt wurde vom 01.01.2020 bis zum 31.12.2022 unter der Landeskoordination des ZPG umgesetzt.
Ziel
Ziel des Modellprojektes „PiA – Peers informieren über Alkohol.“ war es, den Peer-Ansatz in die bestehenden kommunalen Strukturen zu implementieren und bereits während der Projektlaufzeit Peer-Einsätze durchzuführen. Dabei wurde eine von der Kommune zuvor ausgewählte Fachkraft bei Aufbau, Initiierung und Implementierung solcher Peer-Maßnahmen durch das ZPG unterstützt.
Im Rahmen der Peer-Aktionen sollten Jugendliche und junge Erwachsene über Alkohol informiert, für einen verantwortungsvollen Umgang sensibilisiert und zum Überdenken und Ändern des eigenen Alkoholkonsums angeregt werden.
Im Vordergrund stand die Erprobung bereits bestehender Strukturen in den teilnehmenden Kommunen des Modellprojektes sowie die anschließende Ableitung daraus resultierender Voraussetzungen und Hindernisse für eine erfolgreiche Verankerung des kommunalen Peer-Ansatzes. Die im Modellprojekt gewonnen Erfahrungen sollen genutzt werden, um interessierten Kommunen die bestmögliche Unterstützung bei der Durchführung kommunaler Peer-Maßnahmen geben zu können.
Wer & Wo
Für das Modellprojekt wurden verschiedene ländliche als auch städtische Regionen mit einem bereits vorhandenen lokalen alkoholpräventiven Netzwerk ausgewählt. Es konnten die Kommunen Amberg-Sulzbach, Bamberg, Landsberg am Lech und Passau als Partnerkommunen gewonnen werden. Die Landeskoordination oblag dem ZPG.
Durchführung in den Kommunen
Die Koordination der Peer-Aktionen vor Ort erfolgte durch eine von der jeweiligen Kommune ausgewählten Fachkraft in Unterstützung durch die Landeskoordination. Während der gesamten Projektlaufzeit fanden regelmäßige Projektbesprechungen zwischen den kommunalen Fachkräften und der Landeskoordination statt.
Zu Beginn wurden das Modellprojekt sowie der Peer-Ansatz in den Kommunen durch die Fachkräfte beworben und im bestehenden Netzwerk bekannt gemacht. Anschließend konnten pro Kommune vier bis sieben Peers zwischen 16 und 26 Jahren akquiriert werden, die in einer zunächst virtuellen Schulung von Februar bis April 2021 auf die Einsätze vor Ort vorbereitet wurden. In der Schulung konnten die Peers Hintergrundwissen zu Alkohol sammeln und Gründe, Folgen sowie Risiken von Alkoholkonsum diskutieren. Außerdem konnten die Peers ihre eigenen Konsumerfahrungen sowie Haltung zu Alkohol reflektieren und sich auf die Einsätze und persönliche Ansprache von Jugendlichen vor Ort vorbereiten. Im Juni 2022 fand eine zweite Schulungsrunde mit den neu dazugewonnen Peers in zwei der vier Kommunen statt. Diese Schulungen konnten in Präsenz durchgeführt werden und bezogen neben den neuen auch die bereits erfahrenen Peers mit ein. Insgesamt konnten im Projektverlauf 25 Peers gewonnen und ausgebildet werden.
Die ersten Peer-Aktionen vor Ort konnten im Sommer 2021 unter Einbezug der regionalen Corona-Regelungen und im Eigenermessen der Kommunen stattfinden. Anzahl, Art und Anlässe der Peer-Einsätze wurden von den Fachkräften vor Ort koordiniert und am kommunalen Bedarf orientiert geplant. Insgesamt fanden von Juni 2021 bis September 2022 36 Peer-Aktionen im Rahmen des Modellprojekts statt – davon 18 im offenen und 18 im geschlossenen Kontext. Hierbei tauschten sich die Peers in Zweier-Teams mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen über Alkohol aus und sensibilisierten diese für einen verantwortungsvollen Alkoholkonsum.
Zum Gesprächseinstieg bei Peer-Einsätzen konnten im Rahmen des Modellprojekts zwei neue Materialien entwickelt werden: die Fragekarten für Peer-Einsätzen im offenen Setting und das Memo-Spiel „Keine Umdrehung zu viel“ für den geschlossenen Kontext. Beide Materialien stehen anderen Kommunen zur Verfügung und können bestellt werden.
Alternative Umsetzung während der Corona-Pandemie
Aufgrund der vorherrschenden Situation durch die Corona-Pandemie stand das Projekt PiA im Verlauf vor neuen Herausforderungen. U. a. verstärkte Hygieneschutzmaßnahmen sowie die Absage zahlreicher Veranstaltungen und Events machten Peer-Einsätze vor Ort nur eingeschränkt möglich. Doch auch während der Pandemie stellte die Alkoholprävention ein wichtiges Handlungsfeld dar. Gemeinsam mit den beteiligten Kommunen wurde ein Konzeptpapier zur alternativen Umsetzung des Projektes PiA erstellt, das ein stark partizipatives Vorgehen mit den Peers bei der Einsatzgestaltung vorsah und auch vom Fördergeber unterstützt wurde. So wurde das Projekt neben klassischen Einsätzen auf offener Straße um Peer-Einsätze im geschlossenen Setting sowie Aktivitäten auf Social Media erweitert.
Fazit – Wissenswertes für interessierte Kommunen
Die Teilnahme am Modellprojekt war laut Aussage der koordinierenden Fachkräfte vor Ort ein Gewinn für die entsprechende Kommune. Es konnten Strukturen und Voraussetzungen für die mit viel Flexibilität verbundene Peer-Arbeit geschaffen und Wege für die Umsetzung des Peer-Ansatzes geebnet werden. Folgende Erfahrungen können auch anderen Kommunen als Hilfestellung zur selbstständigen Initiierung der Peer-Arbeit dienen:
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Aufgrund der notwendigen Flexibilität in der Peer-Arbeit ist eine Bewerbung des Projektes zu Beginn im Netzwerk ausschlaggebend, um eine Akzeptanz des Ansatzes und Verständnis für die Arbeitsweise zu schaffen.
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Ein stetiger Austausch mit Netzwerkpartnern und –partnerinnen sowie Fachkollegen und –kolleginnen der eigenen oder anderer Kommunen regt zur Reflexion der eigenen Arbeit und neuen Ideen an.
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Bei der Zusammenstellung der Peer-Gruppe sollte auf eine gewisse Heterogenität geachtet werden, um persönliche Stärken nutzen und verschiedene Zielgruppen ansprechen zu können.
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Die kommunale Peer-Arbeit sollte sich nicht auf eine Suchtproblematik beschränken, sondern weiter gefasst werden und verschiedene Themen einbeziehen.
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Eine Kombination aus Peer-Einsätzen im offenen Kontext sowie im geschlossenen Setting zeigte sich als gewinnbringend.
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Die partizipative Einbindung der Peers bei allen Prozessen als Experten und Expertinnen ihrer Lebenswelt sichert ein zielgruppengerechtes und ansprechendes Vorgehen und sorgt für mehr Motivation und Engagement unter den Peers.
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Eine Nachbereitung und Reflexion der Peer-Einsätze sollten regelmäßig stattfinden, um auf mögliche Änderungen bzgl. der Bedarfe adäquat reagieren zu können.
Ein besonderer Erfolg des Modellprojekts ist die positive Resonanz der Peers: Sie berichten von einer wertvollen Tätigkeit für sich selbst sowie die erreichten Jugendlichen, einer erlebten Wertschätzung durch den partizipativen Ansatz und Spaß, den sie an der Peer-Arbeit im Team hatten. Besonders die Persönlichkeitsentwicklung der Peers konnte profitieren.