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E-Zigaretten und E-Shishas

Der Gebrauch von E-Zigaretten und E-Shishas ist in Deutschland im Vergleich zum konventionellen Tabakkonsum derzeit eher gering. In der Suchtprävention spielt das Thema jedoch eine zunehmende Rolle.

Funktionsweise

Seit 2007 sind E-Zigaretten in Deutschland und vielen anderen EU-Ländern über das Internet oder in Spezialgeschäften erhältlich. Bei E-Zigaretten handelt es sich um Zigaretten nachempfundene Produkte. Statt Tabak zu verbrennen, ahmen Sie das Rauchen mit technischen Mitteln nach. Die Geräte bestehen aus einer Stromquelle (Akku), einem elektrischen Vernebler und einer in der Regel auswechselbaren Kartusche mit einer Flüssigkeit (Liquid). Dieses Liquid wird durch das Saugen am Mundstück verdampft und inhaliert. Daher sprechen Benutzer von E-Zigaretten auch vom Dampfen statt vom Rauchen.
Die Liquids enthalten unterschiedliche Konzentrationen von Nikotin oder sind auch nikotinfrei erhältlich. [LGL, 2016]

Seit einiger Zeit sind auf dem Markt auch sogenannte E-Shishas erhältlich, die in Aufbau und Funktionsweise aber nichts anderes sind als E-Zigaretten mit einem Mundstück, das dem einer Wasserpfeife (arabisch Shisha) nachempfunden ist. [LGL, 2016]

Einstiegs- oder Ausstiegsdroge?

In den vergangenen Jahren wurde über elektrische Inhalationsgeräte sowie die damit verbundenen Chancen und Risiken für die Prävention sehr kontrovers diskutiert.

Bei der Beurteilung des Nutzens und der Risiken der E-Zigarette ist es sinnvoll den Vergleich mit dem Rauchen konventioneller Zigaretten heranzuziehen. Hier sind besonders zwei Public Health-Aspekte relevant. Erstens die sogenannte Gateway-Hypothese und zweitens der Aspekt der Raucherentwöhnung.

Die Gateway-Hypothese postuliert, dass die E-Zigarette (besonders Jugendlichen) den Weg bahne, doch zu konventionellen Zigaretten zu wechseln. Eine Kohortenstudie bei Jugendlichen der Klasse 10 im Schuljahr 2015/2016 zeigte, dass das relative Risiko für das Experimentieren mit konventionellen Zigaretten bei Nutzern von E-Zigaretten um das 2,2-fache erhöht war. Junge Nie-Raucher experimentierten demnach häufiger mit konventionellen Zigaretten, wenn sie zuvor E-Zigaretten konsumiert hatten. [Dtsch Arztebl Int 2018; 115(14): 243-8; DOI: 10.3238/arztebl.2018.0243]

Auf der anderen Seite werden E-Zigaretten besonders bei Rauchern aber auch eingesetzt, um die Tabakreduktion sowie den Rauchstopp zu unterstützen. Sie eignen sich außerdem als Empfehlung für Rauchende, die nicht aufhören können oder wollen. Bei der Raucherentwöhnung liefert England ein beeindruckendes Beispiel des Rückgangs des Tabakrauchens. E-Zigaretten sind dort Teil von Public-Health-Maßnahmen zur Tabakkontrolle, in Kombination mit ärztlicher Beratung oder Verhaltenstherapie.

Risiken für die Gesundheit

Elektrische Zigaretten erzeugen im Vergleich zu herkömmlichen Zigaretten deutlich weniger giftige oder krebserzeugende Substanzen, trotzdem sind sie nicht harmlos. Sie enthalten als Hauptbestandteil eine atemwegsreizende Substanz, außerdem in der Regel Nikotin, sowie in unterschiedlichem Umfang krebserzeugende Stoffe. Des Weiteren sind Produktmängel nicht selten. [Deutsches Krebsforschungszentrum, Mai 2014]

Beim Gebrauch von E-Zigaretten und ebenso von E-Shishas wird das als Vernebelungsmittel eingesetzte Propylenglykol inhaliert [Deutsches Krebsforschungszentrum]. Kurzzeitige Folgen können Atemwegs- und Augenreizungen, Husten und eine Beeinträchtigung der Lungenfunktion sein, auch Kopfschmerzen, Übelkeit, Müdigkeit oder Schlaflosigkeit sind beschrieben. Auch Lungenentzündungen wurden beschrieben. [DÄB]

Die in E-Zigaretten bzw. E-Shishas verwendeten Aromastoffe wie z.B. Vanillin oder Menthol werden als Allergene eingestuft, weshalb beim Dampfen das Risiko besteht, eine Allergie auszulösen. Enthalten die verdampften Flüssigkeiten Nikotin, erwachsen wie bei der herkömmlichen Zigarette Probleme durch Abhängigkeit und Giftigkeit (Toxizität).

Insgesamt ist die Datenlage zur Gesundheitsgefährdung durch E-Zigaretten und/oder E-Shishas noch gering. Vor allem zu den langfristigen Folgen der Inhalation liegen keine Erfahrungen vor.

Wie häufig ist der Konsum?

Der Konsum von E-Zigaretten ist in Deutschland in den letzten Jahren angestiegen und vor allem unter Rauchern verbreitet, wobei ein regelmäßiger Konsum selten erfolgt. In der deutschen Gesamtbevölkerung lag dieser gemäß der repräsentativen DEBRA-Studie bei 1,9%. Beim Gebrauch zeigt sich eine klare Abhängigkeit vom Alter und vom Geschlecht. In der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen sind mit 3,5% die meisten Konsumenten, dicht gefolgt von der Altersgruppe der 25-29-Jährigen (3,1%). Männer „dampfen“ doppelt so häufig wie Frauen. [Dtsch Arztebl Int 2018; 115(14): 235-42; DOI: 10.3238/arztebl.2018.0235, weitere Publikationen unter DEBRA]

Die Frage zum Konsum von E-Zigaretten Jugendlicher und junger Erwachsener in Deutschland wurde erstmals 2012 in die Erhebung der BZgA aufgenommen. Die aktuellste Erhebung aus 2015 zeigt eine Zunahme der Bekanntheit. Ein Großteil der befragten 12- bis 25-Jährigen hat demnach schon einmal von E-Zigaretten gehört. Ausprobiert haben sie laut Studie dagegen nur knapp jeder zehnte Jugendliche und etwa jeder fünfte junge Erwachsene. [Die Drogenaffinität Jugendlicher in der Bundesrepublik Deutschland 2015]

Bei Jugendlichen und Schülern ist das Ausprobieren von E-Zigaretten unter Nie-Rauchern weiter verbreitet als in anderen Altersgruppen. Der regelmäßige Gebrauch ist seltener. Als Grund für die Nutzung wird häufiger als in anderen Gruppen Neugier angegeben. Von den 6,3 % der regelmäßig konsumierenden Jugendlichen haben fast alle (90,5 %) E-Zigaretten nur wöchentlich oder seltener gebraucht. Sie konsumieren E-Zigaretten damit wesentlich weniger häufig als andere regelmäßige Nutzer. Auch ist der Konsum nikotinhaltiger Liquids seltener als in anderen Gruppen. [Eichler et. al., 2016]

Auch die Deutsche Befragung zum Rauchverhalten (DEBRA-Studie) befasst sich unter anderem mit der E-Zigarette. Zwischen Juni 2016 und Mai 2017 wurden Personen ab 14 Jahren befragt. Der Studie zufolge haben 9,8% der Befragten schon einmal E-Zigaretten konsumiert, nur 1,9% der Befragten gaben jedoch an diese derzeit zu nutzen. Der Anteil der aktuell und auch jemals konsumierenden Personen war unter den jungen Erwachsenen am höchsten.

Der Anteil der Raucher und Tabak-Konsumenten ist mit immer noch fast fünfzehn Mal so hoch wie derjenige der E-Zigaretten-Gebraucher. Auch die Dampfer bevorzugen einen Nikotinanteil beim Konsum/Genuss. Nur ein Viertel der befragten Dampfer gab an, nie oder fast nie E-Zigaretten mit Nikotin zu konsumieren. [DEBRA-Study, 2016]

Verkauf

Seit 1. April 2016 ist in Deutschland die Abgabe von E-Shishas und E-Zigaretten (unabhängig vom Nikotingehalt) an Minderjährige gesetzlich verboten. Durch die Änderung im Jugendschutzgesetz sowie im Jugendarbeitsschutzgesetz wird das Ziel verfolgt, Kinder und Jugendliche besser vor gesundheitlichen Gefahren zu schützen. [Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend - Meldung "E-Zigaretten und E-Shishas: Gesetz zum Schutz von Kindern und Jugendlichen tritt in Kraft", April 2016]

Des Weiteren wurden mit der Tabakproduktrichtlinie 2014/40/EU vom 20. Mai 2016 Regelungen zu den Inhaltsstoffen der Liquids eingeführt.
Liquids dürfen demnach eine Maximaldosis von 20 Milligramm Nikotin pro Milliliter Liquid aufweisen. Dabei darf ein Nachfüllbehälter nur noch maximal 10 Milliliter enthalten, wobei die Tanks in den E-Zigaretten maximal 2 Milliliter Flüssigkeit enthalten dürfen. Die Behälter müssen zudem eine Kindersicherung haben sowie manipulationssicher und bruchfest sein.
Zudem sind Zusätze wie Vitamine, die einen gesundheitlichen Nutzen erwecken, sowie das Beifügen von Koffein oder Taurin verboten. [Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit]