Wie eine ganze Stadt daran arbeitet, dass ihre Senioren so lange wie möglich zu Hause bleiben können
Prävention und Versorgung für Hochbetagte in der Stadt Rödental
Anlass
Der Rödentaler Seniorenbeauftragte und Hausarzt hatte viele Jahre über die Frage nachgedacht, wie man die Zeit alter Menschen zu Hause verlängern kann, sie in Krisen stabilisieren und den Übergang ins Altenheim verhindern oder hinauszögern kann. Das Ergebnis führte zu einem Konzept, das mit der Kommunalpolitik verbunden wurde.
Projektziele
Aufbau einer wirksamen Prävention unter Hochbetagten, so dass die Lebenszeit in der eigenen Wohnung signifikant verlängert wird. Der Ansatz sind verschiedene kritische Bereiche des sehr alten Menschen: Versorgung zu Hause, Versorgung in Krisen, Versorgung nach einem Krankenhausaufenthalt, Sturzprävention, Sturztherapie, Prävention von stationären Einweisungen und Übergängen ins Altenheim, Beratung und Wohnungsanpassung.
Umsetzung
- Aufbau einer seniorengerechten Infrastruktur in der Stadt (barrierefreie Gestaltung des öffentlichen Raumes, Verbesserung des Stadtbus-Konzeptes u.a.)
- Aufbau der Häuslichen Hilfen: niedrigschwellige häusliche Versorgung und motorisches Training mit Sturzprävention bei Hochbetagten durch geschulte Laien. Derzeit werden in Rödental 60 Hochbetagte regelmäßig betreut, im gesamten Landkreis sind es 142 ("Begleitung mit Herz und Hand")
- Beginn des Seniorentreffs der AWO im Jahr 2003. Der Treff wird von einer Sozialarbeiterin betreut, die die Stadt Rödental finanziert. 2009 und 2010: jeweils ca. 1.500 Veranstaltungen mit über 13.000 Besuchern.
- Ausbildung von ehrenamtlichen Mitarbeitern im Seniorensport (jüngere Senioren helfen Älteren), der Kurs "Sport für Hochbetagte" wird seit 2004 jährlich durchgeführt, bisher wurden über 120 Mitarbeiter geschult.
- Aufbau von Sportgruppen für Senioren, Hochaltrige und Demente. Einführung von Galileo-Therapiegeräten zur Steigerung von Muskelleistung und Muskelkraft, Koordination, Sturzprävention u.a. 2010: sieben Übungsgruppen mit insgesamt 2.081 Teilnehmern in 264 Veranstaltungen
- Entwicklung der zugehenden Hilfen: Wöchentliche Hausbesuche durch geschulte Ehrenamtliche bei Hochbetagten zur Erfassung von Risikoindikatoren, häusliche Sturztherapie
- Aufbau von Netzwerken mit AWO und Wohnbau; Entwicklung weiterer Kooperationen, Runder Tisch mit den Anbietern der Pflege, Pflegebroschüre.
Neue Schritte 2011: Weitere Partnerschaften haben sich entwickelt, Aufbau eines Ernährungsteams für alte Menschen (Prävention von Mangelernährung), pharmakologische Beratung durch den Apotheker, Beratung für behinderte ältere Menschen (VdK), Beratung zur Wohnungsanpassung, weitergehende Hilfen für Menschen mit Demenz, die noch zu Hause leben, Beratungsstelle für Angehörige von Dementen.
Dokumentation: Projektbericht, Information über die Häuslichen Hilfen, Auswertung der Aktivitäten in allen Gemeinden, Ergebnisse der Seniorenbefragungen 2006 und 2008
Ressourcen, Finanzierung
Das aktuelle Projekt "Präventive Hausbesuche bei Hochbetagten" wird je zu einem Drittel vom Bayerischen Gesundheitsministerium, vom Bayerischen Sozialministerium und der Stadt Rödental getragen. Für das Projekt wurde eine Teilzeitkraft mit 25 Wochenstunden eingestellt. Alle übrigen Maßnahmen werden aus Spenden und Preisgeldern finanziert. Evaluation der zugehenden Hilfen in Kooperation mit der Hochschule Coburg.
Kommentar im Projekt
"In einer Stadt von 14.000 Einwohnern wurde durch Ideen und Engagement eine weitreichende Vorsorgung und Prävention für Hochbetagte aufgebaut. Dahinter stehen die Erfahrungen eines Hausarztes, der durch seine jahrzehntelange Arbeit gesehen hat, woran es in der Versorgung der ganz alten Menschen fehlt und was getan werden kann, damit sie länger selbstständig zu Hause bleiben können. Dazu kam der glückliche Umstand, dass der Hausarzt im 1. Bürgermeister der Stadt, im Stadtrat, in der AWO und in der Wohnbaugesellschaft des Landkreises Coburg starke Partner fand … Das Netzwerk der Partner, die gegenseitige Ergänzung und die vertrauensvolle Zusammenarbeit machte es möglich, dass eine Vielzahl von innovativen und erfolgreichen Projekten entstand … Manche Projekte wurden bereits von anderen Kommunen übernommen."
Kontakt
Stadt Rödental
Ansprechpartnerin: Christine Weiß
Bürgerplatz 1, 96472 Rödental
Tel. 09563-9630, Fax 09563-9649
christine.weiss@roedental.de
www.roedental.de
Stand der Projektinformation: August 2011