PRODO: Primärprävention von Depression bei Kindern und Jugendlichen mit einem an Depression erkrankten Elternteil

Ein Programm der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Ludwig-Maximilians-Universität München

Kinder depressiver Eltern haben ein zwei- bis dreifach erhöhtes Risiko, selbst an einer depressiven Störung zu erkranken. Studien zeigen, dass Präventionsprogramme das Auftreten depressiver Störungen bei diesen Kindern verzögern oder verhindern können. Bisher gibt es noch kein deutsches Präventionsprogram, das in einer randomisierten kontrollierten Studie untersucht wurde.

Ziele

Entwicklung und Evaluation eines familienbasierten Präventionsprogramms zur Reduktion des Erkrankungsrisikos für Depressionen und zur Verbesserung psychischer Auffälligkeiten. Zielgruppe sind Kinder und Jugendliche im Alter von acht bis 17 Jahren, die selbst noch keine depressive Störung entwickelt haben, aber aufgrund einer depressiven Störung bei mindestens einem Elternteil ein erhöhtes Risiko aufweisen.

Umsetzung

Das in den USA entwickelte Präventionsprogramm PRODO (Primary Prevention of Depression in Offspring of Depressed Parents) wurde als Gruppenintervention für vier bis fünf Familien konzipiert. Die Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der LMU München führt PRODO als randomisiert-kontrollierte Studie durch (Projektlaufzeit Mai 2014 bis Oktober 2016). Es nehmen sowohl die Eltern als auch ihre Kinder teil, die Zuordnung zur Interventions- oder Wartekontrollgruppe erfolgt per Zufallsprinzip, die Diagnostik zu vier Messzeitpunkten. Der Kontrollgruppe wird die Präventionsmaßnahme erst nach der Evaluation angeboten werden.

Hauptelemente des Programms sind Psychoedukation, Verbesserung der Bewältigungsstrategien des Kindes und positive Erziehungsfähigkeiten des Elternteils. Es umfasst acht wöchentliche Sitzungen à zwei Stunden und anschließend vier monatliche Auffrischungssitzungen:

• Sitzungen 1 bis 3 gemeinsam für Eltern und Kinder: Psychoedukation (Inhalte: Symptome der Depression wahrzunehmen, die Bedeutung der Erkrankung für das eigene Kind, die Bedeutung des Interaktionsverhaltens für die psychische Gesundheit, positive Bewältigungsstrategien einer depressiven Episode u.a.)
• Sitzungen 4 bis 8 getrennt für Eltern und Kinder: Erlernen von Bewältigungsstrategien für das Kind (Akzeptanz, Ablenkung, Aktivitäten und positives Denken u.a.), Erlernen von positiven Erziehungsfähigkeiten für Eltern
• Vier Auffrischungssitzungen für Eltern und Kinder gemeinsam zur Problemlösung, Verstärkung der Fähigkeiten und neue Hausaufgaben

PRODO befindet sich derzeit in der Rekrutierungsphase. Das Studienteam hat über 40 Familien kontaktiert, davon sind zwölf Familien zum Diagnostiktermin gekommen. Erste Ergebnisse sind im März 2016 zu erwarten.

Dokumentation: Projektbeschreibung

Ressourcen und Finanzierung

PRODO wird durch die Initiative Gesund.Leben.Bayern des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege gefördert und an der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Klinikums der Universität München durchgeführt.

Kommentar aus dem Projekt

„Aus wissenschaftlicher Sicht bedeutet die Evaluation eines psychotherapeutischen Präventionsprogramms einen wichtigen Schritt in einem noch jungen Forschungsgebiet. Eine solche effektive Kurzintervention für Kinder mit einem Risiko von Depressionen könnte mittel- und langfristig für das Gesundheitssystem erhebliche Kostenreduktionen ermöglichen. Durch die Evaluation werden konkrete Erfahrungen der Umsetzungen und der Wirksamkeit des Programms gewonnen, die eine zentrale Voraussetzung für die Implementierung in der ambulanten Versorgung darstellt. Eine Verbreitung dieser Strategie ist in Bayern überall im psychosozialen Bereich möglich und wird angestrebt.“