Präventive Hausbesuche bei Hochbetagten

Ein Projekt für Hochbetagte in der Stadt Rödental

Ausgelöst durch die Verschlechterung einer chronischen Krankheit oder eine akute gesundheitliche Krise kommen Hochbetagte ins Krankenhaus. Dort verlieren sie durch das Liegen ein bis zwei Kilogramm Muskulatur und sind durch Stürze gefährdet. Viele Hochbetagte kommen deswegen nicht mehr nach Hause, sondern gehen über die Kurzzeitpflege in die Vollzeitpflege eines Altenheims.

Ziele

Ziel des Projektes ist es, frühzeitig gesundheitliche Krisen bei älteren Menschen zu erkennen, dem Hausarzt zuzuführen und Krankenhausaufenthalte und Heimunterbringungen zu vermeiden. Die hochbetagten Menschen sollen in ihrer eigenständigen Lebensführung unterstützt werden und Ansprache und Aktivierung durch regelmäßige Hausbesuche erhalten.

Umsetzung

Durch geschulte Ehrenamtliche werden wöchentliche Hausbesuche bei Hochbetagten ab 80 Jahren durchgeführt, die zehn Risikoindikatoren erfassen. Bei kritischer Verschlechterung (red flag) wird der zuständige Hausarzt informiert. Folgende Schritte waren dazu nötig:

  • Entwicklung der Dokumentationsvorlagen: Ein Assessmentbogen, der halbjährlich den allgemeinen Gesundheitszustand und das soziale Wohlbefinden abfragt sowie eine Dokumentationsvorlage, in der die wöchentlichen Kriterien der Teilnehmer erfasst werden
  • Akquise, Schulung und Begleitung von ehrenamtlichen Mitarbeitern
  • Gewinnung und Einbindung der Hausärzte
  • Entwicklung der „red flags“ (Beinödeme, Sturz, Puls, Husten, Luftnot, kalter Schweiß, Sauerstoffsättigung, Fieber, Atemfrequenz, Halbseitensymptomatik), die von den Ehrenamtlichen überwacht werden
  • Akquise von Teilnehmern in den örtlichen Medien sowie über die Hausärzte und Häuslichen Hilfen Im Projektzeitraum von August 2011 bis März 2014 wurden 2.499 Hausbesuche bei 62 hochbetagten Menschen durchgeführt. Durch die Intervention konnten insgesamt 24 stationäre Einweisungen verhindert werden. Kein Patient kam nach der Entlassung wieder in das Krankenhaus (Drehtüreneffekt). Trotzdem: 11 von 29 stationären Einweisungen wurden durch das Konzept nicht entdeckt (38 %).

Begleitet wurde die Intervention durch eine Evaluation der Hochschule Coburg mit vorstrukturierten Frage-bögen, die im Rahmen der wöchentlichen Hausbe-suche erhoben wurden. Zusammengefasst ergeben sich aus der Evaluation starke Signale für eine Wirksamkeit präventiver Hausbesuche.

Projektlaufzeit, Ressourcen und Finanzierung

Das Projekt ist Teil des seniorenpolitischen Gesamtkonzepts der Stadt Rödental. Es wurde von August 2011 bis März 2014 durchgeführt. In diesem Zeitraum wurden 27 Ehrenamtliche geschult. Auch die Haus-ärzte wurden eingebunden. Die Finanzierung des Projekts setzt sich wie folgt zusammen: ein Drittel durch die Stadt Rödenthal, ein Drittel durch das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege und ein Drittel durch das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration. Aufgrund der positiven Resonanz bei den Hochbetagten werden die Hausbesuche weiterhin angeboten.

Kommentar aus dem Projekt

„Die Hochbetagten fühlten sich gut versorgt und waren sehr dankbar, in dieser Maßnahme dabei zu sein. Sie fühlten sich sicher, in einer so kritischen Zeit ihres Lebens so intensiv begleitet zu werden. Wir selbst haben neue Ideen bekommen, wie wir Risikogruppen herausfinden und sie zukünftig noch besser versorgen können.“

Kontakt

Stadt Rödental
Ansprechpartner:
Dr. Wolfgang Hasselkus, Dorothee Gerhardt
Bürgerplatz 1, 96472 Rödental
Telefon: Praxis Dr. Hasselkus: 09563-8300
hasselkus@t-online.de
www.roedental.de/buerger/senioren

Stand der Projektinformation: Juli 2017