Präventiv der Arbeitsbelastung von Pflegekräften begegnen – Körper, Geist und Seele stärken

Entwicklung, Durchführung und Evaluierung eines 5-tägigen Präventionsprogrammes für Pflegekräfte (PFLEGEprevent))

Lehrstuhl für Public Health und Versorgungsforschung der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU)

Aufgrund soziodemografischer Veränderungen mit einem hohen Anteil Hochbetagter und multimorbider Menschen auf der einen und einer Versorgungslücke an Pflegekräften auf der anderen Seite herrscht in der Pflege eine angespannte Personalsituation. Damit einher gehen sich ständig verändernde Arbeitsbedingungen und eine steigende (physische und mentale) Arbeitsbelastung der Pflegekräfte mit der Folge überdurchschnittlich hoher Krankenstände und erhöhter Frühinvaliditätsdiagnosen.

Ziele

Das Projektziel besteht in der Entwicklung eines spezifischen Präventionsprogramms für Pflegekräfte auf Grundlage einer nationalen Expertenbefragung und systematischen Literaturrecherche. Dadurch sollen die körperlichen und mentalen Ressourcen von Pflegekräften gestärkt und die Bewältigung von Belastungen und Herausforderungen im Arbeitsalltag erleichtert werden. Ein weiteres Ziel ist die Implementierung und Evaluation des Programms im Rahmen einer randomisiert-kontrollierten, longitudinalen Interventionsstudie im Staatsbad Bad Reichenhall und die anschließende Ausarbeitung eines Konzepts zur Übertragbarkeit auf weitere Kurorte.

Umsetzung

Die Realisierung des Projekts unterteilte sich in vier Phasen:

1. Identifizierung von Bedürfnissen, Arbeitsbelastungen und beruflichen Herausforderungen der Pflegekräfte und der wissenschaftlichen Evidenz von Präventionsmaßnahmen durch eine nationale, webbasierte Expertenbefragung und ein systematisches Literatur-Review.

2. Entwicklung des fünftägigen Präventionsprogramms für Pflegekräfte mit zwei Auffrischungstagen nach drei und sechs Monaten, um Erlerntes zu stabilisieren. Die Programmbausteine orientieren sich dabei am bereits evaluierten Programm „DurchatemZeit“

3.  Implementierung und Evaluierung des entwickelten Präventionsprogramms durch eine Interventionsstudie in Bad Reichenhall, mit fünf Nacherhebungszeitpunkten

4. Die Ausarbeitung eines Manuals zur Umsetzung des Präventionsprogramms in weiteren bayerischen Kurorten.

Zu den Ergebnissen innerhalb der Projektphasen zählen:

1. Phase: Expertenbefragung: 1.381 Fragebögen und ein systematischer Literaturreview mit 45 relevanten Studien als umfassende Daten- und Informationsgrundlage zur Entwicklung eines speziellen Präventionsprogramms für Pflegekräfte

2. Phase: Durchführung des multimodalen fünftägigen Präventionsprogramms mit je einem Auffrischungstag nach drei und sechs Monaten, ausgerichtet an den Bedürfnissen der Pflegekräfte

3. Phase: 125 Teilnehmende an der Interventionsstudie im Wartegruppendesign mit dem Ergebnis einer signifikanten Verbesserung des Stressempfindens bis zu neun Monate nach der Intervention

4. Phase: Erarbeitung eines Manuals zur Umsetzung der Präventionsmaßnahme.

Projektlaufzeit, Ressourcen und Finanzierung

Die Projektlaufzeit erstreckte sich über einen Zeitraum von zweieinhalb Jahren vom Februar 2017 bis September 2019 und wurde durch Fördergelder des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege im Rahmen des Förderprogramms zur Steigerung der medizinischen Qualität in den bayerischen hochprädikatisierten Kurorten und Heilbädern finanziert. Zu den Projektpartnern zählen die Landesgruppe Bayern des Bundesverbands privater Anbieter sozialer Dienste e.V., der Bayerische Heilbäderverband und das Bayerische Staatsbad Bad Reichenhall.

Trägerschaft und Projektkoordination

Fachbereich Medizinische Klimatologie, Kurortmedizin und Prävention des Lehrstuhls für Public Health und Versorgungsforschung  - IBE der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Kommentar aus dem Projekt

„Schätzungen von 2007 erwarten, dass die Zahl der Hochbetagten bis 2050 um 156 % steigt und die nicht mehr Erwerbsfähigen um 38 % zunehmen.“

Kontakt

Lehrstuhl für Public Health und Versorgungsforschung

Institut für medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie (IBE) Ludwig-Maximilians-Universität München
Ansprechpartner: Dr. Dieter Frisch
Marchionistraße 17, 81377 München
Telefon: 089-2180-7821-4
E-Mail: Dieter.frisch@med.lmu.de
https://pflegeprevent.de/

Stand der Projektinformation: März 2020