Prävention und gesundheitliches Krisenmanagement auf Berghütten
Ein gemeinsames Projekt der Gesundheitsämter Oberallgäu und Garmisch-Partenkirchen
Berghütten sind beliebt wie nie zuvor und bei schönem Wetter entsprechend stark frequentiert. Erfahrungen im Zusammenhang mit Ausbrüchen von Infektionskrankheiten auf hochalpinen Hütten in den Jahren 2009 (Rappenseehütte, Allgäuer Alpen) und 2011 (Meilerhütte, Wettersteingebirge) waren für die Gesundheitsämter Oberallgäu und Garmisch-Partenkirchen Motivation für die Erarbeitung eines präventiven Hygienemanagements auf Berghütten.
Projektziele
Durch die Entwicklung eines Leitfadens mit Handreichungen soll das Hygienemanagement auf Berghütten für die Betreiber strukturiert und damit vereinfacht sowie praxistauglich optimiert werden („Risiken kennen, Risiken vermeiden, Risiken erkennen und dann mit einem Ausbruchsmanagement darauf vorbereitet sein“); allgemeine Sensibilisierung für das Thema.
Umsetzung
Projektstart im Jahr 2011, in der Projektgruppe waren neben den Gesundheitsämtern Oberallgäu und Garmisch-Partenkirchen u.a. das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit und der Deutsche Alpenverein vertreten.
- Definition fachlich begründeter Mindestanforderungen für das Hygienemanagement, wobei auf die besonderen Belange einer „einfachen“ Unterkunft in exponierter Lage Rücksicht genommen wird. Damit wird gewährleistet, dass die Empfehlungen zum Beispiel zum Reinigungsumfang oder zur Bewältigung eines Erkrankungsausbruchs auch akzeptabel für den betroffenen Manager vor Ort (den Hüttenwirt und seine Mitarbeiter) sind und wirklich umgesetzt werden.
- In speziellen Bereichen wie der Trinkwasserversorgung wird Wert gelegt auf Verbesserungen im Vorgehen beim Auftreten von Problemen. Besonders wichtig ist dabei eine Risikominimierung in Notfallsituationen bei Aufrechterhaltung eines gesonderten Hüttenbetriebs bis zur Problembeseitigung (vertretbar niedriges Restrisiko).
- Der 35-seitige Leitfaden ist wie eine Checkliste aufgebaut, unter anderem zu den Themen Trinkwasserversorgung, Trinkwassernotversorgung, Hygieneplan, Wichtige Punkte für den Hüttenwirt im Umgang mit Lebensmitteln, Wichtige Punkte für den Hüttenwirt bei Auftreten von Magen-Darm-Erkrankungen.
Nach einer Testphase im Sommer 2012 wurde der Leitfaden im Mai 2013 im Kempten öffentlich vorgestellt. Wissenschaftliche Begleitung im Rahmen einer Bachelorarbeit.
Ressourcen, Finanzierung
Eine Finanzierung gibt es nicht, die Ressourcen sind extrem eingeschränkt. Durch die Zusammenarbeit mit dem Deutschen Alpenverein und die einheitliche Nutzung der Projektunterlagen durch dessen Hüttenwirte wird eine große Verbreitung erreicht und Vorbildfunktion gelebt.
Kommentar aus dem Projekt
„Wir sind dankbar, erstens verständliche und klare Ratschläge an die Hand bekommen zu haben und zweitens nun auch einen direkten Draht zu den Gesundheitsämtern zu haben, um im Krisenfalle sofort richtig handeln zu können.“ (Andreas Greiner, Rappensee-Hütte)
Aus dem Bericht des Bayerischen Rundfunks, 15.05.2013: „Mehrmals wurde von allen Seiten betont, dass es dieses Leitfadens nicht bedurfte, um Hygienemängel auf den Bayerischen Hütten des DAV zu beseitigen. Nachweislich wurden alle Infektionen, ob 2009 im Allgäu oder 2011 in Garmisch-Partenkirchen, von außen ‚eingeschleppt‘ … Es gelte einfach, die Hüttenwirte für den Alltag und den Ernstfall in Sachen Hygiene vorzubereiten. Die Bergwanderer werden von all den Vorsichtsmaßnahmen, so hoffen die Verantwortlichen, gar nichts mitbekommen und einen unbeschwerten Hüttenaufenthalt erleben. Was die Hüttenwirte dann bei bis zu 400 Übernachtungen täglich im Hintergrund leisten, damit unter diesen extremen Bedingungen im hochalpinen Bereich Epidemien weiterhin die Ausnahme bleiben, wird wie bisher meist unsichtbar bleiben.“
Kontakt
Landratsamt Oberallgäu – Gesundheitsamt
Ansprechpartner: Dr. med. Ludwig Walter
Oberallgäuer Platz 1, 87527 Sonthofen
Tel. 08321-612-520
Ludwig.Walters@lra-oa.byern.de
www.oberallgaeu.org
Landratsamt Garmisch-Partenkirchen – Gesundheitsamt
Ansprechpartner: Hansjoerg Wiesböck
Partnachstraße 26, 82467 Garmisch-Partenkirchen
Hansjoerg.Wiesboeck@lra-gap.de
Stand der Projektinformation: Dezember 2013