Peer-Support als Präventionsmaßnahme zur psychosozialen Gesundheitsförderung von Medizinstudierenden
Ausbildung studentischer Peers zur Unterstützung anderer Medizinstudierender
Lehrstuhl für Medizindidaktik und Ausbildungsforschung, Medizinische Fakultät, Universität Augsburg
Ärztinnen und Ärzte wie auch bereits Medizinstudierende weisen erhöhte Prävalenzen für mangelndes Wohlbefinden sowie Burnout und Depressivität auf. Ein für die eigene Gesundheit ungünstiger Habitus mit dysfunktionalen Bewältigungsstrategien wird von ärztlichen Rollenvorbildern oft vorgelebt und von einem Teil der Studierenden als vermeintliche Rollenanforderungen übernommen.
Ziele
Um bereits im Studium ein Bewusstsein für einen gesundheitsförderlichen Umgang mit übermäßigen Belastungen, schwerwiegenden Ereignissen, den eigenen Grenzen zu schaffen und auch die eigene „Erlaubnis“ sich frühzeitig Unterstützung zu suchen und anzunehmen, werden studentische Peers ausgebildet, die anderen Medizinstudierenden in Krisensituationen Unterstützung anbieten.
Umsetzung
Im Sinne eines Empowerments werden Studierende als Peers für die psychische Gesundheitsberatung und Prävention von Mitstudierenden im Rahmen eines Studienmoduls mit 30 Unterrichtsstunden einmal pro Jahr ausgebildet.
Kooperationspartner für Konzept und Ausbildung ist PSU-Akut e. V. aus München. PSU-Akut ist eine gemeinnützige Organisation, die sich auf die psychosoziale Unterstützung von im Gesundheitswesen tätigen Personen spezialisiert hat und bei schwerwiegenden Ereignissen in der Klinik durch ausgebildete Peers Gespräche zur Stabilisierung und Entlastung anbieten.
- Aktuell befinden sich an der Medizinischen Fakultät 12 studentische Peers im Einsatz und führen seit Herbst 2022 Gespräche mit Medizinstudierenden.
- Die Kontaktaufnahme erfolgt vorwiegend durch direkte Ansprache oder Anfrage per Mail.
- Sie vermitteln als ausgebildete „Lotsen“ auch weiterführende Unterstützungsangebote.
- Die Peers werden professionell von einem Psychotherapeuten der Universitätsmedizin Augsburg supervidiert.
Es wurden bisher 21 dokumentierte Krisengespräche hauptsächlich mit weiblichen Studierenden geführt. Die Gespräche dauerten zwischen 20 und 90 Minuten. Anlässe waren Burnout Symptome wie Erschöpfung, Überforderung mit Lernstoffmenge / Lernanforderungen, teils in Kombination mit schwierigen privaten Lebensumständen, Leistungs- und Erwartungsdruck sowie Ängste.
In 2023 wurde die Kommunikationsstrategie ausgebaut, so dass aktuell alle Erstsemester das Programm kennen und zunehmend auch nutzen.
Anzahl der erreichten Personen: Es gibt aktuell 500 Medizinstudierende (jährlich zunehmend bis 1.250 Studierende).
Ab dem Sommersemester 2024 wird der Peer-Support sukzessive auch für die Medizinstudierenden an der Technischen Universität München etabliert.
Projektlaufzeit, Ressourcen und Finanzierung
Laufzeit des Pilotprojekts von 2020 bis 2025. Es gibt erste Maßnahmen der Verstetigung.
Finanzierung:
- Finanzierung der Projektstelle über die Volkswagenstiftung und durch den Lehrstuhl für Medizindidaktik und Ausbildungsforschung
- Seit 01.01.2024 Verstetigung der koordinierenden wissenschaftlichen Stelle am Lehrstuhl für Medizindidaktik und Ausbildungsforschung mit Studienzuschussmitteln (Freistaat Bayern)
- Weitere Ressourcen: Kooperationspartner PSU-Akut e. V.
Trägerschaft und Projektkoordination
Projektträger: Lehrstuhl für Medizindidaktik und Ausbildungsforschung, Universität Augsburg (Prof. Dr. Thomas Rotthoff)
Projektkoordination: Dr. Iris Warnken
Qualitätssicherung, Dokumentation und ggf. Evaluation
- Dokumentation der Gespräche
- Evaluation des Ausbildungs-Wahlfachs (Peerausbildung)
- Supervision
Kommentar aus dem Projekt
„Unser Ziel ist die Dissemination des Peer-Support-Konzeptes an weitere medizinische Fakultäten, um bei Medizinstudierenden ein Bewusstsein für die eigene Gesundheit als Voraussetzung für die spätere professionelle Berufsausübung zu entwickeln, eigene Verausgabungstendenzen zu reflektieren und die eigene Resilienz zu stärken. Damit kann das Projekt langfristig auch zu einer größeren Patientensicherheit beitragen.“
Kontakt
Lehrstuhl für Medizindidaktik und Ausbildungsforschung, Medizinische Fakultät, Universität Augsburg
Ansprechperson: Dr. Iris Warnken, Prof. Dr. Thomas Rotthoff
Universitätsstr. 2 86159 Augsburg
Telefon: 0821-598-2075 o. -3719
E-Mail: iris.warnken@med.uni-augsburg.de, Thomas.Rotthoff@med.uni-augsburg.de
https://www.uni-augsburg.de/de/fahttps://www.uni-augsburg.de/de/fakultaet/med/studium/modellstudiengang-medizin/medizinstudierende/peer-support/ kultaet/med/studium/modellstudiengang-medizin/medizinstudierende/peer-support/
Stand der Projektinformation: Januar 2024