Paul ganz unten

Wissensvermittlung zu Depression im Jugendalter – Entwicklung und Evaluation einer Aufklärungsbroschüre an der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der LMU München

Anlass

Etwa 2,8% aller Kinder leiden an einer Depression, in der Adoleszenz sind etwa 5,7% betroffen. Depressionen gehen oft mit massiven Einschränkungen der schulischen und psychosozialen Entwicklung einher und können den weiteren Lebensweg nachhaltig beeinträchtigen. Trotz der Häufigkeit bei Jugendlichen wird die Erkrankung meist nicht erkannt. Wissenslücken sowie weit verbreitete Vorurteile schaffen Unsicherheiten bei betroffenen, aber auch bei nicht betroffenen Jugendlichen.

Wissensvermittlung hat sich als wirksame Maßnahme erwiesen, Vorurteile abzubauen sowie die eigene Behandlungsbedürftigkeit früher zu erkennen und professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Projektziele

Entwicklung und Evaluation einer Aufklärungsbroschüre über Depression bei Jugendlichen. Sie schafft durch Wissensvermittlung eine wichtige Voraussetzung, Hinweise auf eine depressive Erkrankung bei sich und in seinem Umfeld zu erkennen. Damit wird die Wahrscheinlichkeit einer frühzeitigen Behandlung betroffener Jugendlicher erhöht und ihre weitere psychosoziale Entwicklung positiv beeinflusst.

Umsetzung

Konzeption einer Aufklärungsbroschüre für 13- bis 17-Jährige, basierend auf der aktuellen wissenschaftlichen Literatur, zu Symptomen, Ursachen und Behandlung depressiver Störungen im Jugendalter, Aspekten der Suizidalität und Möglichkeiten, Betroffenen zu helfen. Angesprochen sind sowohl erkrankte als auch nicht betroffene Jugendliche.

  • Die Broschüre: Unter dem Titel "Paul ganz unten" werden in einer Geschichte über zwei Jugendliche nach dem Peer-to-Peer-Ansatz Erfahrungsberichte im Umgang mit Depressionen vermittelt, Vorurteile diskutiert und Lösungsmöglichkeiten erarbeitet. Die kleine Broschüre im Format DIN A6 ist sprachlich einfach gehalten, um das Verständnis für eine breite Zielgruppe sicherzustellen, und für Jugendliche ansprechend gestaltet mit Grafiken, Dialogszenen, Info-Boxen und Hinweisen auf regionale Hilfsangebote.
  • Evaluation: Nach Genehmigung der lokalen Ethikkommission, der Schulämter und des
    Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus wurde die Broschüre an 628 Hauptschülern, Realschülern und Gymnasiasten in München und im Münchner Umland evaluiert. Die Befragung vor dem Lesen der Broschüre, kurz danach und einen Monat später sollte zeigen, ob durch das einmalige Lesen eine Erhöhung depressionsspezifischen Wissens und die Reduktion negativer Einstellungen erreicht werden kann. Zudem bewerteten die Jugendlichen Inhalt, Gestaltung und Nutzen der Broschüre.
  • Die Evaluation zeigte, dass bei Schülern aller Schulformen ein hochsignifikanter Wissenszuwachs und ein Abbau von Vorurteilen bezüglich depressiver Störungen erreicht werden konnte. Die Jugendlichen beurteilten die Broschüre in allen Bewertungskategorien positiv (Gesamtbewertung mit der Schulnote "gut").

Dokumentation: Projektbericht, Broschüre "Paul ganz unten – Depressionen bei Jugendlichen verstehen"

Ressourcen, Finanzierung

Das Projekt wurde gefördert durch die Initiative Gesund.Leben.Bayern. des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Gesundheit. Durchführung in der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Klinikums der Universität München (Prof. Dr. med. Gerd Schulte-Körne)

Kommentar im Projekt

"Hinsichtlich der Gesundheitsförderung bei Jugendlichen liefert die Aufklärungsbroschüre einen effektiven Beitrag … Zusammengefasst erhöhen sich die Chancen, dass Betroffene Depression als eine Erkrankung erkennen und frühzeitig Hilfe aufsuchen. Besonders hervorzuheben ist, dass eine Broschüre dieser Art bisher in Deutschland einzigartig ist. Die Broschüre ist kostengünstig und kann auf regionale Hilfsangebote angepasst werden, wodurch die Verbreitung leicht zu realisieren ist. Sie kann leicht zugänglich gemacht werden, z.B. in Schulen, Freizeit-/Jugendheimen, kommunalen Einrichtungen sowie in Arztpraxen."

Kontakt

Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie
Klinikum der Universität München
Ansprechpartnerinnen: Yvonne Schiller, Dr. Antje-Kathrin Allgaier
Nussbaumstrasse 5a, 80336 München
Tel. 089-5160-5926
Yvonne.Schiller@med.uni-muenchen.de
www.kjp.med.uni-muenchen.de

Stand der Projektinformation: August 2011