open.med

Medizinische Versorgung für Menschen ohne Krankenversicherung in München

Anlass

Viele Migranten in München haben aufgrund eines ungeklärten Aufenthaltsstatus' oder aufgrund von Schwierigkeiten, sich auf dem Arbeitsmarkt zu integrieren, keinen Krankenversicherungsschutz. Ärzte der Welt e.V., der deutsche Zweig der internationalen humanitären Organisation Médecins du Monde, arbeitet dafür, diesen benachteiligten Menschen einen Zugang zur Gesundheitsversorgung zu ermöglichen.

Projektziele

Zugang zu medizinischer Versorgung und Prävention für Menschen ohne Krankenversicherungsschutz in München, insbesondere für Migranten. Psychosoziale Beratung und Begleitung soll eine (Re-) Integration in soziale Netzwerke und in das Gesundheitssystem ermöglichen, langfristige Stabilisierung der Gesundheit durch Präventionsmaßnahmen und Gesundheitsaufklärung.

Umsetzung

Eröffnung der Anlaufstelle open.med mit Unterstützung der Stadt München und in Kooperation mit dem Café 104 (Bayerischer Flüchtlingsrat) im Jahr 2006. open.med bietet medizinische Versorgung, Prävention und psychosoziale Beratung, anonym und kostenfrei, durch ehrenamtliches Engagement von Ärzten, Krankenpflegern und Menschen aus nicht medizinischen Bereichen. 2011 gab es rund 1.100 Konsultationen, im Durchschnitt suchen im Monat rund 70 Patienten die Anlaufstelle auf.

• Allgemeinärztliche Sprechstunde (zweimal wöchentlich) mit basismedizinischer Versorgung. Bei Bedarf werden die Patienten an ein Netzwerk niedergelassener Ärzte aller Fachrichtungen weitervermittelt, die sie kostenlos betreuen. Sind weitergehende Maßnahmen, z.B. Operationen, nötig, versucht open.med, die Behandlung kostenlos oder kostengünstig zu organisieren
• Kinderärztliche Sprechstunde zweimal monatlich, 17,8% der Patienten von open.med sind unter 18 Jahre alt
• Frauenärztliche Sprechstunde zweimal monatlich, rund ein Viertel der Patientinnen konsultiert open.med aufgrund einer Schwangerschaft.
• Gesundheitsförderung und Prävention: Aufklärung und Beratung, insbesondere über sexuell übertragbare Krankheiten (STI) und über chronische Erkrankungen. In der Kindersprechstunde haben Präventionsmaßnahmen einen besonders hohen Stellenwert, z.B. Vorsorgeuntersuchungen, Impfungen, Beratungen zur Vorbeugung des Plötzlichen Kindstodes (SIDS), zu Ernährung, Unfallverhütung, Zahnhygiene; 2012 Erweiterung durch Workshops zur Kindergesundheit.
• Psychosoziale Beratung und Begleitung durch eine Sozialpädagogin bei jeder Sprechstunde. Ehrenamtliche Berater mit unterschiedlichen ethnischen Hintergründen stehen für Beratung und gesundheitliche Aufklärung zur Seite.
• Fortlaufende Dokumentation der Arbeit, regelmäßige Treffen der ehrenamtlich Mitarbeitenden sowie Nachbesprechung nach jeder Sprechstunde. Zweimal jährlich Austausch über "good practice" im internationalen Netzwerk von Ärzte der Welt e.V.

Dokumentation: Projektbericht, Presseberichte, Auszug aus dem Jahresbericht 2011 von Ärzte der Welt e.V.

Ressourcen, Finanzierung

open.med basiert entscheidend auf dem Einsatz der ca. 90 ehrenamtlichen Helfer. Eine Projektkoordinatorin und eine Projektassistentin sind in Teilzeit angestellt (insgesamt 1,5 Stellen). Zusammenarbeit mit anderen Organisationen, die Betroffene unterstützen, z.B. Münchner AIDS-Hilfe und Pro Familia. Das Projekt wird größtenteils (ca. 50%) durch Ärzte der Welt e.V. durch Spenden finanziert. Förderung durch die Aktion Sternstunden des Bayerischen Rundfunks und die Stadt München.

Kommentar im Projekt

"Menschen ohne Papiere und/oder Krankenversicherung sehen sich oftmals mit komplexen Problemstellungen konfrontiert, die ein ganzheitliches Unterstützungsangebot benötigen. Deswegen werden neben medizinischer Hilfe auch professionelle psychosoziale Beratung … und aktive Begleitung bei besonderen Belastungen geleistet. So werden die Betroffenen in ihrer schwierigen Lebenssituation unterstützt, damit sie eine neue, gesündere Lebensperspektive entwickeln können. Im Vordergrund steht das Empowerment der Patienten (Hilfe zur Selbsthilfe) …"