Only Human. Leben. Lieben. Mensch sein.

Eine Wanderausstellung zu den Themen „Menschlicher Körper“ und „sexuelle Gesundheit“ für Menschen mit Fluchthintergrund konzipiert von der Psychosozialen AIDS-Beratungsstelle der Caritas in München

Die Fluchtbewegung ab 2015 veränderte die Anforderungen an die Beratungs- und Präventionsarbeit der AIDS-Beratungsstelle der Caritas in München. Es mangelte an Methoden und Materialien, um Flüchtlinge über Frauen- und Männergesundheit und sexuell übertragbare Erkrankungen zu informieren.

Ziele

Eine Wanderausstellung soll diese Lücke schließen und Wissen über den menschlichen Körper und über sexuelle Gesundheit vermitteln, sowie Tabus thematisieren. Die Ausstellung richtet sich an Menschen mit Fluchthintergrund, an junge Erwachsene und Multiplikatorinnen und Multiplikatoren aus den Bereichen Migration, Asyl, Schule und Gesundheit, sowie an die interessierte Öffentlichkeit. Die Besucherinnen und Besucher erhalten die Möglichkeit, miteinander über Rollenverständnis, Beziehungsgestaltung und den zu Grunde liegenden Werten zu reflektieren und zu diskutieren.

Umsetzung

Die Caritas München entwickelte mit der Ausstellung „Only Human“ ein Instrument, welches die Themen so (kultur-)sensibel wie möglich, so deutlich wie nötig und möglichst selbsterklärend darstellt.  Dafür wurden die Inhalte mit verschiedenen Fachgruppen wie beispielsweise Mitarbeitende aus den Migrationsdiensten, Helfende mit eigenem Fluchthintergrund, Religionswissenschaftlerinnen und Religionswissenschaftler und Vertreterinnen und Vertreter der katholischen Kirche und des Islams diskutiert. Um eine möglichst breite, in sich heterogene Zielgruppe zu erreichen, wurde weitgehend auf Sprache verzichtet. Die Schlüsselworte sind in 9 Sprachen übersetzt, wichtige Themen sind in den Apps vertont, um auch Menschen ohne Lesevermögen zu erreichen. Die Ausstellung vermittelt auf Bildtafeln, in Filmen und Apps die Inhalte. Die Ausstellung besteht aus drei Standtafeln (sog. Säulen) und ist als Wanderausstellung ausleihbar:

Säule 1: Frauen- und Männergesundheit:

• Wie sieht der eigene Körper aus und wie funktioniert er?
• Wie wird eine Frau schwanger und wie kann frau/mann es verhindern?
• Wie läuft die Vorsorgeuntersuchung für Frauen und Männer in Deutschland ab?

Säule 2: HIV und weitere sexuell übertragbare Krankheiten

• Welche sexuell übertragbaren Krankheiten gibt es?
• Wie kann man sich schützen und behandeln lassen?

Säule 3: Werte, Menschenwürde, Beziehungen und Geschlechterrollen

• eigenes Rollen- und Werteverständnis
• Beziehungen und Kontaktaufnahme

Vor Ort werden Multiplikatorinnen und Multiplikatoren geschult, die dann ihre Flüchtlingsgruppen durch die Ausstellung begleiten können.

Zur Nachbereitung stehen die Inhalte auch in Form einer mobilen App für das Handy zur Verfügung. Die Multiplikatorinnen und Multiplikatoren können vor oder nach dem Ausstellungsbesuch Themen intensivieren, nachbesprechen und diskutieren.

Projektlaufzeit, Ressourcen und Finanzierung

Seit März 2017 reist die Ausstellung an viele Orte in ganz Deutschland.  Die Ausstellung „Only Human“ war bislang an 31 Orten (über die bayerischen Landesgrenzen hinaus) mit insgesamt 23.000 Besucherinnen und Besucher zu sehen.

Die Personalkosten werden fast ausschließlich vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz über die Förderung der Beratungsstelle getragen. Die Sachkosten wurden über das Erzbischöfliche Ordinariat der Diözese München Freising gefördert. Die Ausstellung wird gegen eine Leihgebühr und die Übernahme der Fahrtkosten verliehen.

Trägerschaft und Projektkoordination

Träger der Ausstellung ist der Caritasverband München und Freising. Die Projektkoordination übernimmt das Präventionsteam der Beratungsstelle.

Qualitätssicherung, Dokumentation und ggf. Evaluation

Die ausleihenden Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartner melden ihre Erfahrungen und Zahlen an die AIDS Beratungsstelle zurück. „Only Human“ wurde von der Universität Eichstätt 2018 mit Hilfe einer standardisierten Umfrage und qualitativen Fokusgruppengesprächen evaluiert. Die Verbesserungsvorschläge wurden im Bau einer kleineren Version („Only Human in the box“) umgesetzt. Das Filmprojekt Wuppertal hat die Inhalte für die Serie "Liebe in der Fremde" mit einem Kurzbeitrag aufgegriffen.

Kommentar aus dem Projekt

„Die Besonderheit dieses Projekts liegt in der kultursensiblen Aufbereitung der Themen, so dass es Menschen jeglicher Religions- und Glaubensgemeinschaft möglich ist, sich selbst und miteinander diesen Inhalten anzunähern. Somit ist der Ausstellung "Only Human" gelungen, für das Thema der sexuellen Gesundheit eingebettet in einen größeren Wertekontext, ein niederschwelliges Angebot zu schaffen.“