Migrantenmedizin Regensburg e.V.

Medizinstudenten begleiten Asylsuchende in Regensburg bei gesundheitlichen Fragen und Problemen

Anlass

Flüchtlinge in Regensburger Gemeinschaftsunterkünften haben oft große Schwierigkeiten, sich in der fremden Umgebung zurechtzufinden, bedingt durch mangelnde Deutschkenntnisse, große kulturelle Unterschiede und eine oft traumatische Geschichte von Flucht und Vertreibung. Besonders schwierig ist es, gesundheitliche Beschwerden darzustellen, Fragen bzw. Anweisungen des Arztes richtig zu erfassen und sich im deutschen Gesundheitssystem zurecht zu finden.

Projektziele

Verbesserung der gesundheitlichen Situation von Flüchtlingen und Migranten, die die vorhandenen medizinischen Angebote aus vielfältigen Gründen nicht ausschöpfen können. Durch leitende und organisatorische Hilfe sollen der Gang zum Arzt, die Arzt-Patienten-Beziehung, die Anamnese mit Hilfe von Dolmetschern sowie die Nachbetreuung erleichtert und die Therapietreue (Compliance) verbessert werden.

Umsetzung

Angeregt durch die Würzburger Tropenmedizin gründeten Regensburger Medizinstudenten 2006 die AG Migrantenmedizin, im Juni 2012 wurde daraus Migrantenmedizin Regensburg e.V. Derzeit sind im Projekt ca. 25 Studentinnen und Studenten, die sich im Klinischen Abschnitt ihrer Ausbildung befinden, ehrenamtlich aktiv. Es besteht eine enge Zusammenarbeit mit zwei hauptamtlichen Flüchtlingsberaterinnen der Caritas Regensburg.

  • Je zwei bis drei Studenten betreuen kontinuierlich einen Patienten. Dazu gehören die Information über kulturelle und politische Besonderheiten des Herkunftslands im Vorfeld, die Organisation von Arztterminen und die Begleitung dorthin, eine stetige Rücksprache und Aufklärung des Patienten. Regelmäßige Treffen in kurzen Abständen sind notwendig, um ein Vertrauensverhältnis aufzubauen.
  • Bereitstellung von Übersetzern über einen eigens aufgebauten Dolmetscher-Pool mit rund 25 Dolmetschern für 13 Sprachen
  • Zusammenarbeit mit den behandelnden (Haus-) Ärzten, Information über Patientengeschichte und aktuelle Beschwerden, Unterstützung der Behandlung
  • In Planung ist eine Weiterentwicklung des Projekts u.a. durch Präventionsschulungen für Migranten zu Themen wie HIV, Hepatitis, gesunde Ernährung, Brustkrebsvorsorge; Informationsveranstaltungen/Fortbildungen für Ärzte, Studenten und Fachpersonal in Regensburg (ein erster Thementag MigrantenMedizin hatte 50 Teilnehmer), ein Ausbau des Dolmetschernetzes und eine Integration in das Lehrprogramm der Universität Regensburg.
  • Supervision und Weiterbildung der Ehrenamtlichen durch Experten aus dem Bereich der Migrantenmedizin. Monatliche Vereinsversammlungen mit Fallbesprechungen.

In den vergangenen zwei Jahren wurden insgesamt 35 Flüchtlinge über mehrere Monate intensiv betreut.

Dokumentation: Projektbericht

Ressourcen, Finanzierung

Der Verein arbeitet vollständig ehrenamtlich. Die finanziellen Mittel, die bei Wohltätigkeitsveranstaltungen, aus Preisgeldern bei sozialen Projekten und Spenden stammen, wurden für Flyer, Plakate, Bustickets, Büromaterial und Aufwandsentschädigungen für Dolmetscher ausgegeben.

Kooperationen mit der Flüchtlingshilfe der Caritas Regensburg, Migrations- und Traumaspezialisten (Würzburg/München), IPPNW (Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges/Ärzte in sozialer Verantwortung e.V.), Fachschaft und Ärzten des Universitätsklinikums Regensburg.

Kommentar im Projekt

"Als Medizinstudenten können wir zwar nicht behandeln. Wir können unsere Kenntnisse des Gesundheitssystems aber dazu verwenden, Hilfesuchende zu begleiten. Mit unserem Engagement versuchen wir, eine Brücke zu bauen zwischen den Flüchtlingen, ihren Ärzten und den beteiligten Ämtern. Somit können wir die Arbeit der Ärzte effektiver gestalten, … sodass unnötige Kosten, die durch häufige Konsultationen, zahlreiche Arztwechsel und mehrfache Diagnostik entstehen, gespart werden … Wir versuchen, die Migranten nicht nur medizinisch, sondern ganzheitlich und individuell zu betreuen, um so Krankheit, Kriminalität und Gewalt entgegenzuwirken."

Kontakt

Migrantenmedizin Regensburg e.V.
Ansprechpartnerinnen: Stephanie Diwald, Ann-Kathrin Schwientek
Tel. 0176-87199652
migrantenmedizin.regensburg@googlemail.com
www.migramed-regensburg.de