Lehrergesundheit

Prävention an Schulen mit dem AGIL-Programm
(„Arbeit und Gesundheit im Lehrerberuf“)

Die Arbeit von Lehrern ist, unter anderem angesichts der hohen Interaktionsdichte, potentiell in hohem Maße stressbelastet. Anhaltender Stress ist ein relevanter gesundheitsschädlicher Faktor. Erkrankte Lehrer waren und sind unter den Patienten psychotherapeutischer Kliniken die größte Berufsgruppe. Darüber hinaus ist „Lehrergesundheit“ eine Voraussetzung für langfristig erfolgreiche pädagogische Arbeit.

Ziele

Der Umgang mit berufsimmanenten Stressoren ist bzw. sollte Teil der Professionalität von Lehrkräften sein. Um diese gezielt fördern zu können, müssen die Muster und Strategien, in denen sich erkrankte und gesunde Lehrkräfte unterscheiden, bekannt sein und davon ausgehend ein Präventionsprogramm (primäre bis tertiäre Prävention) konzipiert, evaluiert und umgesetzt werden.

Umsetzung

Psychisch erkrankte Lehrer wurden mit gesunden Kollegen unter anderem bezüglich der Stress-Bewältigung verglichen. Defizite in den Dimensionen

  • Sensibilität bzgl. Stress-Symptomen („Achtsamkeit“),
  • stressverstärkende Muster („Denkbarkeit“),
  • Fertigkeiten zur Belastungsbewältigung („Möglichkeiten“) und
  • Erholungsverhalten („Erholung“)

determinieren Lehrergesundheit. Von diesen Befunden ausgehend wurde AGIL als Gruppen-Programm (8 Doppelstunden) entwickelt und eine kontrollierte Studie bei erkrankten Lehrkräften durchgeführt. Im Rahmen des LeguPan-Projektes (Lehrergesundheit: Prävention an Schulen) wurde AGIL in Schulen und bei Referendaren evaluiert.

Erkrankten Lehrkräften, die AGIL als ergänzenden Therapiebaustein erhalten, gelingen die Rückkehr und der Verbleib im Beruf (12-Monats-Katamnese) deutlich besser als nicht-berufsbezogen Behandelten. Bei im Beruf stehenden Lehrern zeigte sich, dass gerade belastete Lehrer vom Programm auch über die 8 Doppelstunden hinaus profitieren. In der Lehrerakademie in Dillingen und unter anderem in Niedersachsen, wo AGIL im CARE-Gesundheitsprogramm des Kultus-ministeriums etabliert ist, wurden zwischenzeitlich mehr als 400 AGIL-Multiplikatoren geschult. Das modular aufgebaute, von den Teilnehmern gut angenommene und zumeist als sehr hilfreich erlebte Programm wird in vielen Schulen eingesetzt. Mehr als 300 AGIL-Teilnehmer wurden im Verlauf und katamnestisch untersucht. Mehr als 5.000 Lehrkräfte haben an AGIL-Kursen teilgenommen.

AGIL wurde bei Lehrer-Patienten, bei in Schulen tätigen Lehrern und Referendaren in kontrollierten Studien evaluiert und wissenschaftlich publiziert. Module zur Erhebung der Teilnehmerzufriedenheit sind etabliert.

Projektlaufzeit, Ressourcen und Finanzierung

Das Projekt wurde seit 2004 in mehreren Schritten durchgeführt. Die Evaluation bei Lehrer-Patienten wurde vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege finanziert. Das LeguPan-Projekt wurde von der Bosch-Stiftung und organisatorisch vom Bayerischen Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst unterstützt. Für das Referendar-Projekt wurde zudem eine Schulpsychologin abgeordnet. AGIL-Trainer werden in und mit Unterstützung der Lehrerakademie in Dillingen geschult.

Kommentar aus dem Projekt

„Was praktiziere ich bereits kompetent und gesundheitsfördernd? Welche Strategien könnte ich meinem Repertoire hinzufügen? Welchen Aufwand bedeutet dies und welche Schritte sind diesbezüglich konkret nötig? Ausgehend davon gilt es, ein „persönliches Entlastungsprojekt“ zu formulieren, das dann im Verlauf des Programms (und darüber hinaus) sukzessive verfolgt und vom Gruppenleiter begleitet wird.“

Kontakt

Schön Klinik Roseneck
Ansprechpartner: Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert
Am Roseneck 6 , 83209 Prien am Chiemsee
Telefon: 08051-100142
ahillert@schoen-kliniken.de
www.agil-lehrergesundheit.de

Stand der Projektinformation: Juli 2017