Konduktive Förderung nach Petö

15 Jahre ganzheitliche Therapie für Kinder und Jugendliche mit Infantiler Cerebralparese im Behandlungszentrum Niederpöcking

Anlass

Die vom ungarischen Arzt Dr. András Petö (1893-1967) entwickelte ganzheitliche Behandlungsmethode der Konduktiven Förderung richtet sich an Kinder mit ange­borenen neurologischen Defiziten im Sinne einer Infantilen Cerebralparese (ICP). Grundgedanke ist: „Nicht vorhandene Fehler korrigieren, sondern Fehlendes erlernen lassen“. Nach Kontakt mit dem Petö-Institut an der Hochschule für Heilpädagogik in Budapest, wo Konduktoren für die Methode ausgebildet werden, begann 1992 Peter von Quadt, ausgehend von Erfahrungen in der eigenen Familie, die Methode in Deutschland bekannt zu machen. 1995 wurde das Behandlungszentrum Niederpöcking eröffnet, das seither auch Sitz der Elterninitiative FortSchritt e.V. ist.

Projektziele

Verbesserung der medizinischen Versorgung der Patienten mit ICP und der sozialen Situation ihrer Familien; weitere Verbreitung der Konduktiven Förderung nach Petö. Anlässlich des 15-jährigen Bestehens des Behandlungszentrums Standortbestimmung und Quantifizierung der Erfolge durch Auswertung der Behandlungsergebnisse; Sicherung des finanziellen Ausgleichs der Förderkosten.

Umsetzung

Befragung der Eltern der Patientinnen und Patienten des Behandlungszentrums im Herbst 2008. 391 Fragebögen wurden versandt, 176 (55,2%) konnten ausgewertet werden. Die Patienten selbst (60% männlich, 40% weiblich) waren zum Zeitpunkt der Befragung zwischen 3 und 26 Jahren alt, der Eintritt in die Konduktive Förderung erfolgte hauptsächlich im Kleinkindalter (40%) bzw. im Vorschul-/Schulalter (55%); die Spanne des Eintrittsalters lag zwischen 0,3 Monate und 19 Jahren.

Ausgewählte Ergebnisse:

  • Vor Beginn der Konduktiven Förderung war ein Teil der Kinder mit Physiotherapie (Bobath, Vojta) behandelt worden und hatte ergänzende Maßnahmen erhalten (Lo­gopädie, Ergotherapie, Osteopathie, Operationen). 60% von ihnen wurden durch re­gionale Frühförderstellen betreut.

  • Entwicklung motorischer Fähigkeiten, Eingangskriterium „Nur Liegen“: bei Behand­lung nach Bobath/Vojta konnten bis Therapieende 20% der Kinder mit Hilfe laufen, 10% frei laufen; bei Behandlung nach PETÖ konnten zum Therapieende bzw. zum Befragungszeitpunkt 40% mit Hilfe laufen, 40% frei laufen.

  • Entwicklung intellektueller Fähigkeiten, Eingangskriterium „wenig Wortbildung/ geringe Kontaktaufnahme“: bis zum Therapieende bzw. zum Befragungszeitpunkt erreichten ca. 40% das Kriterium „sprachliche/schöpferische Eigenständigkeit“ (ent­spr. „Schulreife“).

  • Die Elternzufriedenheit ist hoch (45% sehr gut, 36% gut, 16% befriedigend, 3% un­befriedigend)

Dokumentation: Projektdarstellung, Zusammenfassung der Befragungsergebnisse

Ressourcen, Finanzierung

Der Kostenausgleich für die Konduktive Förderung erfolgt für etwa die Hälfte der
Patienten durch Sozialämter und Krankenkassen, teilweise auch über Spenden und Stiftungen, aber bei einem Drittel der Betroffenen überwiegend aus Eigenmitteln. Die Elternbefragung und Auswertung der Ergebnisse erfolgte ehrenamtlich.

Kommentar im Projekt

„Das Bundessozialgericht hat in einem Urteil vom 3.9.2003 entschieden, die Krankenkassen müssten die Kosten für Leistungen der Konduktiven Förderung aus­gleichen, wenn diese zur Rehabilitation ärztlich verordnet werden. Der Gemeinsame Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen hat aber bisher der ‚vertragsärzt­lichen Verordnungsfähigkeit’ nicht zugestimmt, so dass viele Versicherungsträger eine Kostenübernahme ablehnen. Das Dilemma auf Kosten der ohnehin stark belasteten Familien war mitentscheidend für unsere Motivation zur vorliegenden Elternbefragung.“

Kontakt

FortSchritt Starnberg e.V.
Ansprechpartner: Björn Herms
Ferdinand-von-Miller-Straße 14, 82343 Niederpöcking
Tel. 08151-2041 und 916949-0
www.fortschritt-starnberg.de

Stand der Projektinformation: Mai 2010