Klasse2000

Gesundheitsförderung, Gewalt- und Suchtvorbeugung in der Grundschule

Anlass

Klasse2000 wurde 1991 am Institut für Präventive Pneumologie am Klinikum Nürnberg von Univ. Doz. Dr. Pal Bölcskei und einem interdisziplinären Expertenteam entwickelt. Anlass waren die hohen Raucherquoten unter Jugendlichen. In den Folgejahren wurde das Konzept erweitert zu einem umfassenden Gesundheitsförderungsprojekt. Neue Daten zur Kinder-und Jugendgesundheit zeigen, dass nach wie vor ein hoher Bedarf für ein umfassendes Präventionsprogramm wie Klasse2000 besteht.

Projektziele

Entwicklung eines positiven Körperbewusstseins und einer positiven Einstellung zur Gesundheit. Die Kinder kennen ihren Körper, wissen um die Bedeutung von gesunder Ernährung und Bewegung und haben Freude an einem aktiven Lebensstil. Entwicklung persönlicher und sozialer Kompetenzen, Stärkung des Selbstwertgefühls. Erlernen eines kritischen Umgangs mit Tabak, Alkohol und den Versprechen der Werbung. Das soziale Umfeld ist eingebunden und unterstützt die Kinder beim gesunden Aufwachsen.

Umsetzung

Klasse2000 ist ein Unterrichtsprogramm, das die Kinder von der ersten bis zur vierten Klasse begleitet. Es wird derzeit an 19% der bayerischen Grundschulen durchgeführt (Schuljahr 2008/09: 2.248 Klassen mit 53.948 Kindern).

• Die Lehrkräfte führen in ihren Klassen pro Schuljahr 12 Klasse2000-Unterrichtseinheiten durch. Dazu erhalten sie Unterrichtsvorschläge und -materialien. Zwei bis drei weitere Stunden gestalten externe Klasse2000-Gesundheitsförderer (geschulte Fachkräfte aus Gesundheit und Pädagogik).
• Themen: Kennenlernen von Körperfunktionen, gesunde Ernährung, Bewegung, Entspannung, eigene Stärken und Schwächen, Umgang mit negativen Gefühlen, gewaltfreie Konfliktlösung, Gruppendruck erkennen und Nein-Sagen, ab Schuljahr 2009/10 zusätzlich: Das Gehirn, Lernen, Umgang mit Medien. Die Identifikationsfigur "Klaro" begleitet durch das Programm. Interaktive Vermittlungsmethoden regen die Kinder dazu an, selbst etwas zu tun und zu erfahren.
• Elternabend zum Start des Programms, die Eltern erhalten einen Erziehungsratgeber
  (1. Klasse) bzw. die Zeitung Klarotext (2.-4. Klasse); in jedem Schuljahr informiert zudem ein Elternbrief (auch in Fremdsprachen) über das Programm und Möglichkeiten, die Themen zu Hause aufzugreifen.
  Schulen erhalten Tipps für die strukturelle Verankerung von Klasse2000 im Schulentwicklungsprozess (Broschüre "Schule 2020").
• Regelmäßige Befragung von Schülern, Eltern, Lehrern, Gesundheitsförderern (Fragebogen). Sehr positives Feedback, hohe Akzeptanz bei Lehrkräften. Längsschnittstudie in Hessen 2004 bis 2008 (IFT Nord): Verringerung problematischer Verhaltensweisen, größeres Gesundheitswissen, besseres Klassenklima in Klasse2000-Klassen.

Dokumentation: Projektdokumentation, Faltblatt, Broschüre "Fit fürs Leben – Wir sind dabei", Evaluationsergebnisse, Unterrichtsmaterialien, Bericht Schuljahr 2007/08, Elternzeitung 2008/09 und Sonderausgabe Sucht

Ressourcen

Finanzierung fast ausschließlich über Spenden: Patenschaften für Schulklassen durch Eltern, Krankenkassen, Praxen, Firmen, Kommunen u.a.; Teilnahme von 100 Klassen im Rahmen der Initiative "Gesund.Leben.Bayern." des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Gesundheit (2005-2009); wichtigste Unterstützer sind die Lions Clubs in Deutschland. Patenschaftsbetrag: 240 Euro pro Klasse und Jahr; ab Schuljahr 2009/10 Senkung auf 220 Euro.
Träger des Projekts ist der gemeinnützige Verein Klasse2000 e.V. mit 11 Mitarbeitern in Nürnberg und 16 Regionalkoordinatorinnen, drei davon in Bayern. Bundesweit sind 1.343 Gesundheitsförderer als Honorarkräfte, im Dienstauftrag oder ehrenamtlich für Klasse2000 tätig, 216 davon in Bayern.

Kommentar im Projekt

"Klasse2000 ist das bundesweit größte Grundschulprogramm zur Gesundheitsförderung und hat seit seinem Beginn im Jahr 1991 bereits über 600.000 Kinder erreicht … Klasse2000 folgt Empfehlungen aus der Präventionsforschung, ... Gesundheitsförderung ganzheitlich auszurichten. Laufende Aktualisierung und Weiterentwicklung.
Z.B. wurde nach Bekanntwerden der Daten des Kindergesundheitssurveys (KIGGS) das Thema 'Umgang mit Angst' aufgenommen … Ein weiteres Beispiel ist die Erweiterung des Themenspektrums um Fernseh-und Medienkonsum, angestoßen durch das veränderte Freizeitverhalten … Das Rad wird nicht immer wieder neu erfunden, sondern laufend optimiert."