Kinderleicht – Zukunft. Von Anfang an

Unterstützung und Prävention für Kinder sucht- oder psychisch kranker Eltern in einem grenzübergreifenden Projekt in Garmisch-Partenkirchen und Tirol

Anlass

Sucht und andere psychische Erkrankungen in der Familie sind keine seltenen Phänomene. In Deutschland und Österreich leben mehrere Millionen Kinder zeitweise oder dauerhaft mit alkohol- oder drogenabhängigen Vätern oder Müttern zusammen. Diese Kinder sind nachweislich stärker gefährdet, selbst suchtkrank zu werden. Auch andere psychische Störungen treten bei ihnen häufiger auf.

Projektziele

Unterstützung für Kinder von sucht- oder psychisch kranken Eltern. Eine positive Persönlichkeitsentwicklung kann besser gelingen, wenn frühzeitig Talente und Stärken der Kinder und Jugendlichen gefördert und mögliche Risikofaktoren minimiert werden. Altersgerechte Information und Beratung, Entlastung von Schuldgefühlen, Aufbau von Vertrauen, positivem Selbstwertgefühl und Sicherheit, das Erlernen klarer Strukturen und Rollenunterschiede, Ausgleich und Entlastung; Elternarbeit. Darüber hinaus werden Fachkräfte für die Problematik sensibilisiert und in der Öffentlichkeit eine Enttabuisierung des Themas angestoßen.

Umsetzung

Bei "Kinderleicht – Zukunft. Von Anfang an" arbeiten die Caritas Garmisch-Partenkirchen und die Caritas Tirol grenzüberschreitend zusammen, Beginn war im Herbst 2009, das Projekt ist auf drei Jahre angelegt. Die Angebote für Kinder in Garmisch begannen im Frühjahr 2010.

• Einzelberatung für Kinder und Eltern, Gruppenangebote für Kinder und Jugendliche, ggf. Vermittlung weiterer Hilfsangebote. Insgesamt konnten bisher 70 Kinder und Jugendliche erreicht werden, zudem werden Eltern mit Kindern unter 6 Jahren beratend begleitet.
• Freizeit- und Kreativangebote (Abenteuertag, Ferienfreizeit, weihnachtliche Backaktion, Schneeschuhwanderung u.a., insgesamt mehr als 100 Teilnehmer). Der von der Tiroler Band RatzFatz komponierte "Kinderleicht-Song" wurde auf dem Innsbrucker Christkindlmarkt uraufgeführt und ist auf CD erhältlich.
• Beratung für Erzieher, Lehrkräfte, Sozialpädagogen und verwandte Berufsgruppen in der Region sowie Informationsveranstaltungen und Schulungen, u.a. wird regelmäßig die dreiteilige Fortbildung "Kind s/Sucht Familie" angeboten (80 Teilnehmer bei den letzten sechs Veranstaltungen in Garmisch und Murnau), Schulungen in einzelnen Einrichtungen, Vortragsabend "Kinder sucht- und psychisch kranker Eltern" im Herbst 2011 mit über 100 Teilnehmern in Garmisch, Fachtagung in Seefeld/Tirol im Juni 2012 mit 140 Teilnehmern.
• Öffentlichkeitsarbeit zur Sensibilisierung für die Thematik (Flyer, Homepage www.projekt-kinderleicht.eu). Kontakte zu Ärzten, Kliniken, Lehrern, Jugendhilfe, Vernetzung mit regionalen Einrichtungen, Runde Tische zu bestimmten Fällen. Seit Dezember 2011 monatliche Expertengespräche im Haus der Begegnung in Innsbruck.
• Evaluation durch das Anton-Proksch-Institut, Wien

Dokumentation: Projektbericht, CD mit dem Kinderleicht-Song, Fotobuch

Ressourcen, Finanzierung

Förderung zu 60% durch INTERREG, das Programm des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung. Weitere Geldgeber: Aktion Mensch, Kinder- und Jugendhilfefonds der Caritas München, Fonds "Gesundes Österreich", Landkreis Garmisch-Partenkirchen. Die Finanzierung ist bis einschließlich September 2012 gesichert.
Im Dezember 2011 wurde "Kinderleicht" mit dem Sozialpreis der Bayerischen Landesstiftung ausgezeichnet, überreicht durch Staatsminister Dr. Markus Söder, Bayerisches Staatsministerium der Finanzen.

Kommentar im Projekt

"Für Eltern bzw. Alleinerziehende gibt es seitens Suchtkrankenhilfe ein umfangreiches Angebot. Ihre Kinder dagegen finden nur selten Hilfe bei der Bewältigung ihrer schwierigen Lebensumstände … Diese "vergessenen Kinder" wollen wir unterstützen und damit die Versorgungslücke in unserer Region schließen … Die Rückmeldungen zeigen überwiegend einen positiven Verlauf der betreuten Kinder auf … Eltern berichteten z.B. 'Blüht auf, ist nicht mehr verschüchtert', 'fühlt sich seelisch wohl' und sei 'weniger hippelig'. Bei fast allen Familien konnte ein offenerer Umgang mit der Thematik festgestellt werden … Diese Aufhebung des Familiengeheimnisses stellt eine große Entlastung für alle Familienmitglieder dar und besonders einen Schutzfaktor für das betroffene Kind."