Kinderleicht – Unterstützung für Kinder und Jugendliche von psychisch- oder suchtbelasteten Eltern

Susanne Härtl, Caritas Fachambulanz Garmisch-Partenkirchen

Psychische Erkrankungen und Suchtprobleme sind in Familien keine seltenen Phänomene. In Deutschland leben mehrere Millionen Kinder zeitweise oder dauerhaft mit Vätern oder Müttern zusammen, die unter psychischen Erkrankungen oder Suchtproblemen leiden. Die betroffenen Kinder wachsen unter verschiedenen Belastungen wie Ängsten, Scham- und Schuldgefühlen auf. Diese Kinder sind dadurch nachweislich gefährdet, selbst sucht- oder psychisch krank zu werden.

Im Landkreis Garmisch-Partenkirchen leben konservativen Schätzungen zufolge ca. 7.500 betroffene Kinder. Um diese Kinder bei der Bewältigung ihrer schwierigen Lebensumstände zu unterstützen, implementierte die Caritas Garmisch-Partenkirchen das Präventivangebot „Kinderleicht“. Dadurch wurde eine große Versorgungslücke im Landkreis geschlossen.

Ziele

Wir unterstützen die betroffenen Kinder und Jugendlichen so früh und dauerhaft wie möglich, damit sie eine gesunde Entwicklung trotz der schwierigen Umstände nehmen können. Wir versuchen, Risikofaktoren zu minimieren und vor allen Dingen die Resilienz der Kinder zu stärken: Damit sie stark sind für ihre Zukunft und nicht die gleiche Krankheit wie ihre Eltern entwickeln.

Um diese Ziele zu erreichen, sprechen wir mit dem Angebot „Kinderleicht“ drei Zielgruppen an:

  1. Kinder, Jugendliche und deren Eltern
  2. Fachkräfte
  3. Öffentlichkeit

Umsetzung

Nach der Projektphase von Herbst 2009 bis Frühjahr 2013 wird das Angebot seit Mitte 2015 regelfinanziert. Für das Angebot stehen 13 Psychologenstunden wöchentlich zur Verfügung. Wir bieten seitdem regelmäßig folgende Angebote an, die auf die drei verschiedenen Zielgruppen abgestimmt sind:

  • Durchführung von Kindergruppen (Inhalte: Psychoedukative Aufklärung, Stärkung des Selbstwertgefühls, Umgang mit Emotionen …; mittels verschiedener Methoden, z. B. Basteln, Malen, Quizspiele, kindgerechte Bücher zur Thematik …)
  • begleitende Elternarbeit
  • Einzelberatung für Kinder und Eltern
  • Freizeit- und Kreativangebote für Kinder und Jugendliche (z. B. Bouldern, Schlittenfahren, Schneeschuhwandern, Spielenachmittag, …)
  • Präventionsmaßnahmen in Schulen (für 7. und 8. Klassen)
  • Beratung und Fortbildungen für Erzieher, Lehrer und verwandte Berufsgruppen
  • regelmäßige Fachvorträge für regionale Fachkräfte und Interessierte
  • enge Vernetzung mit den regionalen sozialen Einrichtungen
  • öffentlichkeitswirksame Aktionen (z. B. Zeitungsartikel, Kinofilmvorführung, Fachvorträge … )

2016 haben wir 13 Familien mit insgesamt 17 Kindern betreut. Die Angebote für die regionalen Fachkräfte wurden stets gut besucht und auch die öffentlichkeitswirksamen Aktionen stießen auf reges Interesse und positives Feedback. Dies wird in einem Jahres-bericht dokumentiert.

Projektlaufzeit, Ressourcen und Finanzierung

Von Oktober 2009 bis März 2013 war „Kinderleicht“ ein Interregprojekt (gemeinsam mit der Caritas Tirol). Von April 2013 bis Juni 2015 wurde es im Rahmen des Angebots der Caritas Fachambulanz durchgeführt. Seit Juli 2015 wird „Kinderleicht“ vom Amt für Kinder, Jugend und Familie des Landkreises Garmisch-Partenkirchen gefördert. Die freizeitpädagogischen Aktionen werden hauptsächlich über Spendengelder finanziert (Rotary Club, Kreissparkasse Garmisch-Partenkirchen).

Kommentar aus dem Projekt

„Während der Fortbildungen für Fachkräfte, an denen viele Erzieher und Lehrer teilnehmen, wird immer wieder die Hilflosigkeit und Unsicherheit im Umgang mit der heiklen Problematik deutlich. In den meisten Familien wird nicht über die Suchterkrankung gesprochen. Und schon gar nicht sollte diese Problematik nach außen dringen. Dennoch gibt es in der Gesellschaft zu wenig Verständnis und Akzeptanz für psychische Erkrankungen, besonders Suchterkrankungen. Immer noch sind viele Menschen der Meinung, bei einem Alkoholproblem handele es sich um eine moralische Schwäche. Wenn dann auch noch Kinder in der Familie sind, kommt die Angst der Eltern vor dem Verlust der Kinder hinzu.

Diese Ängste vor Stigmatisierung, aber vor allem auch Scham- und Schuldgefühle hindern viele Menschen daran, sich Hilfe für sich und – noch schwieriger – für ihre Kinder zu holen.

Deshalb versuchen wir stets mit unserem Präventionsangebot „Kinderleicht“ diese großen Hürden zu überwinden und die Öffentlichkeit über psychische Erkrankungen aufzuklären, um die Enttabuisierung voranzutreiben. Wir schulen die Fachkräfte, die täglich mit Familien und Kindern arbeiten, damit sie die betroffenen Kinder möglichst gut unterstützen können. Wir versuchen, die betroffenen Kinder und Eltern, die sich bei uns anmelden, frühzeitig zu unterstützen, um sie für ihr Leben stark zu machen.“

Kontakt

Caritas Fachambulanz Garmisch-Partenkirchen
Ansprechpartnerinnen:
Susanne Härtl, Theresa Böddeker
Dompfaffstraße 1, 82467 Garmisch-Partenkirchen
Telefon: 08821-9434-830
fachambulanz-gap@caritasmuenchen.de
www.caritas-gap.de/

Stand der Projektinformation: Juli 2017