Kinderfotopreis

„Guten Appetit!“ und „Alles bewegt sich!“: Ein medienpädagogischer Fotowettbewerb

Was ist der Kinderfotopreis und was will er erreichen?

Der Kinderfotopreis ist ein jährlich stattfindender medienpädagogischer Fotowettbewerb für Kinder im Alter von 4 bis 12 Jahren in Oberbayern, Mittelfranken und Augsburg. Im Mittelpunkt steht jedes Jahr ein anderes Thema, das für alle Kinder dieser Altersgruppe relevant ist – unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Bildung oder Behinderung. In den Wettbewerbsjahren 2006/07 und 2007/08 stand mit den Themen „Guten Appetit!“ und „Alles bewegt sich!“ die Frage nach gesunder Lebensführung im Mittelpunkt. Ausreichend Bewegung und ausgewogene Ernährung sind schließlich wichtige Voraussetzungen für ein gelingendes Heranwachsen von Kindern.

Zudem wurden mit dem Wettbewerb eine Fülle von pädagogischen Aktivitäten verknüpft und angeregt: niederschwellige Projekte in Kindertagesstätten und Schulen, Fortbildungen für Multiplikatoren, Veröffentlichung von medienpädagogischen Materialien u.v.m. Eine Jury von Kindern und Erwachsenen wählte jeweils 33 Gewinnerbilder aus, die im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung mit attraktiven Preisen prämiert wurden. Im Anschluss daran wurden die Bilder an verschiedenen Orten und im Internet ausgestellt. In den vergangenen beiden Jahren wurden insgesamt über 1.000 Bilder, Collagen, Fotoserien, Fotostorys, Daumenkinos und vieles mehr eingereicht. Die Zahl der an medienpädagogischen Projekten und an den Prozessen des Fotografierens beteiligten Kinder liegt dabei um ein Vielfaches höher.

Durch den Kinderfotopreis sollte zum einen die Medienkompetenz von Kindern schon in jungen Jahren gestärkt werden. Der kompetente Umgang von Heranwachsenden mit Medien ist ein wichtiger Schlüssel zur Teilhabe an unserer Gesellschaft, in der Medien zunehmend unseren Alltag bestimmen. In diese Medienwelt wachsen die Kinder schon wie selbstverständlich hinein. Es gilt, Kinder zu unterstützen und zu befähigen, sinnvoll, selbstbestimmt, kritisch und kreativ mit Medien umzugehen und sie für ihre individuellen Anliegen und Interessen zu nutzen. Das Medium (Digital-)Fotografie hat sich in der medienpädagogischen Arbeit mit sehr jungen Zielgruppen vielfach bewährt. Durch Veröffentlichung ihrer Bilder in Ausstellungen können die Kinder ihre eigene Sicht auf die Welt ausdrücken. Die Fotografie erlaubt schnelle Fortschritte und Ergebnisse, auch bei Kindern, die keine Vorkenntnisse haben. Die Ansprüche an technische Ausstattung und medienpädagogische sowie medientechnische Kompetenzen von Pädagoginnen und Pädagogen in Einrichtungen für Kinder sind ebenso niedrig.

Zudem sollte bei den Kindern eine Auseinandersetzung mit verschiedenen Facetten der Themen Ernährung und Bewegung angeregt werden. Sie sollten sich diese Themen selbst erschließen und reflektieren, um anschließend ihre Ideen dazu fotografisch auszudrücken. Zentrales Motiv war dabei, die Kinder zu motivieren, schon früh eine positive Einstellung zu gesunder Ernährung und Bewegung zu entwickeln. Im Rahmen des Kinderfotopreises sollten Anlässe für eine aktive und selbst geleitete Auseinandersetzung mit diesen Themen geschaffen werden. Lust und Spaß an gesundem Essen und Bewegung standen dabei im Vordergrund. Gleichzeitig wurden gemeinsame Aktivitäten angeregt: Ausflüge, Spiel und Sport, gemeinsames Einkaufen, Kochen und Essen. Der fotografische Prozess verlangt eine bewusste und reflektierte Beschäftigung. Zudem sorgt er für Nachhaltigkeit: Fotos rufen beim Betrachten Erinnerungen wach und lassen das Erlebte wieder lebendig werden. Im Rahmen von Fotoprojekten wurden zudem Erzählanlässe geboten, in denen das bisherige Verhalten und mögliche Folgen thematisiert werden konnten. Die Wettbewerbsform motivierte Kinder, sich gemeinsam mit ihren Freunden, Geschwistern, Pädagogen und Eltern einem Thema zu nähern und stärkte ihr Interesse daran.

Veranstalter und Förderer

Der Kinderfotopreis wird realisiert in einem Netzwerk von Regionen und Kommunen (München-Oberbayern, Nürnberg-Mittelfranken und Augsburg). Jede Region veranstaltet einen eigenen Wettbewerb – allerdings mit gleichem Thema und im selben Zeitraum. Dadurch wird die örtliche Nähe der Aktivitäten zu den beteiligten Kindern sicher gestellt. Veranstalter sind jeweils das Medienzentrum München des JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis mit der Medienfachberatung Oberbayern, das Medienzentrum Parabol in Nürnberg mit der Medienfachberatung Mittelfranken und die Medienstelle Augsburg des JFF mit jeweils verschiedenen kommunalen Partnern. Durch diese Vernetzung können erhebliche Synergieeffekte erzielt werden – zum Beispiel bei der Produktion von Materialien, Qualifizierung der Projektabläufe u.a. Die Koordination dieses Netzwerks wird geleistet vom JFF.

Kernstücke des Wettbewerbs sind die offene Ausschreibung und die Preisverleihung. Neben der dadurch initiierten eigentätigen Auseinandersetzung von Kindern mit dem Thema – oftmals unter Anleitung ihrer Eltern – konnten aber vor allem durch die Projekte in Einrichtungen für Kinder Zielgruppen erreicht werden, für die eine entsprechende Förderung nicht ohne Weiteres selbstverständlich ist.

Die Finanzierung erfolgte in jedem Jahr und in jeder Region sehr unterschiedlich. Sie realisierte sich überwiegend durch öffentliche Mittel (z.B. durch die Kommunen München, Augsburg und Nürnberg, den Kulturfonds Bayern, einige Stadt-, Kreis- und Bezirksjugendringe), aber auch private Sponsoren leisteten wichtige Beiträge. Eine detaillierte Übersicht über alle Förderer und Sponsoren steht auf der Internetseite www.kinderfotopreis.de zur Verfügung.

Umsetzung

Offene Ausschreibung – Organisation des Wettbewerbs und Öffentlichkeitsarbeit

Um möglichst viele Kinder zur fotografischen Beschäftigung mit den Themen „Guten Appetit!“ und „Alles bewegt sich!“ zu motivieren, wurden die Ausschreibungstexte so formuliert, dass sie für die Kinder im angesprochenen Alter verständlich und motivierend waren sowie niemand durch Herkunft, Geschlecht oder Behinderung von der Teilnahme ausgeschlossen wurde. Neben dem Motto („Guten Appetit!“ oder „Alles bewegt sich!“) wurde auch auf die unterschiedlichen Facetten des Themas, die auch teilweise über den Gesundheitsaspekt hinausreichten, und verschiedene Teilnahmeformen verwiesen. Wichtig war zudem, dass die Teilnahmebedingungen eine Partizipation möglichst vieler Kinder am Fotowettbewerb ermöglichte. Entsprechend wurde auf Vorgaben bezüglich der Inhalte und Formate weitestgehend verzichtet.

Medienpädagogische Projekte in Einrichtungen für Kinder

Dank der Unterstützung von öffentlicher und privater Seite wurde eine Vielzahl von medienpädagogischen Projekten in Einrichtungen für Kinder ermöglicht. Diese wurden jeweils an einem oder zwei Vor- oder Nachmittagen von Medienpädagogen angeleitet. Eigentätigkeit der Kinder, exemplarisches Lernen und die Arbeit in Gruppen bestimmten den Verlauf dieser Projekte. In diesen Projekten war es auch möglich, dezidiert die gesundheitsrelevanten Aspekte der Projektthemen herauszuarbeiten. Wichtig war allerdings, dass die Kinder mit Spaß und Interesse beteiligt waren. Eine starke Einschränkung des Themas oder starke pädagogisch motivierte Vorgaben würden diesem Ziel widersprechen.

a. Erste Projekteinheit (Einführung in das Thema und die Fotografie)
  • Einführung in das Thema: Die Beschäftigung mit Ernährung und Bewegung fand zunächst in offener Gesprächsform statt. Auf ihren Erfahrungen und ihrem Vorwissen aufbauend und gemäß ihrer Bereitschaft sowie ihren individuellen Fähigkeiten strukturierten die Kinder diese Auseinandersetzung zu großen Teilen selbst. Weitere Facetten der Themen wurden im offenen Gespräch durch die Medienpädagogen eingeführt.
  • Gesundheit (gesunde und schädliche Ernährung sowie weitere wichtige Aspekte imBereich gesunder Lebensstile: Zähneputzen, Schlaf etc.)
  • soziale Aspekte (gemeinsames Essen, Kochen, Spielen, Sporttreiben etc.) im Rahmen des Wettbewerbs „Guten Appetit!“: Produktion und Einkauf von Lebensmitteln (Qualität, Herkunft, ökologisch-biologische Produktion, Fair Trade)
  • Einführung in Fotoästhetik und Fototechnik: Durch das Spielen von altersadäquatenFotospielen wurden erste inhaltliche und formalästhetische Aspekte der Fotografie vermittelt. Die tieferführende Beschäftigung mit dem Medium erfolgte durch eigenes Fotografieren mit Digitalkameras, das gemeinsame Betrachten und Besprechen der Bilder und erneutes Ausprobieren.

In den auf die erste Projekteinheit folgenden zwei Wochen hatten die Projektgruppen Zeit, sich intensiv und eigenständig mit dem Thema zu beschäftigen: z.B. bei gemeinsamen Aktionen in den Einrichtungen oder auch zu Hause, gemeinsam mit der Familie.

b. Zweite Projekteinheit (Rezeption und Besprechen der Bilder)
  • Gemeinsames Besprechen der Bilder: Anhand der eigenen Fotos und unter Anleitung der Medienpädagogen entwickelten die Kinder Kriterien für die Beurteilung. Diese wurden gegebenenfalls durch die Kriterien der Jury ergänzt (inhaltliche und formale Gestaltung).
  • In einem zweiten Schritt wurden gemeinsam Möglichkeiten der weiteren Gestaltung und ansprechenden Präsentation der Fotos besprochen (Bildtitel, Aufkleben auf Fotokarton, Collage u.a.)

Qualifizierung von Pädagoginnen und Pädagogen

In den beteiligten Regionen fanden Veranstaltungen für Erzieher, Sozialpädagogen und Lehrkräfte statt. Durch diese und durch die Publikation von „Fototipps“ als kostenfreie Handreichungen (Download unter www.kinderfotopreis.de) sollten alltagstaugliche Anregungen und Hilfestellungen zur Einbeziehung des Mediums Fotografie in den Alltag von Kindertagesstätten gegeben werden.

Jurierung und Preisverleihung

Die Auswahl der Gewinnerbilder leistete eine Jury von Kindern und Erwachsenen. Ihre Entscheidungen fällten sie gemäß der Kriterien Inhalt und Form, zudem spielten pädagogische Überlegungen eine Rolle. Insgesamt wurden in jeder Region ca. 33 Preise ausgelobt: Darunter waren Digitalkameras, Entwicklungsgutscheine, Fotoalben, Spiele, Kinderkochbücher, Freikarten für Schwimmbad, Minigolf, Bücher und vieles mehr. Die Preisverleihungen fanden jeweils an zentralen Orten statt. Das Programm wurde aufgelockert und thematisch begleitet durch interaktive Aufführung von Improvisationstheatergruppen, Zauberern, Musikern o.ä. Zu den ca. 1.500 Besuchern in den drei Regionen zählten hauptsächlich Kinder mit ihren Eltern, Freundinnen und Freunden, Bekannten, Verwandten und Pädagogen, aber auch Vertreter aus Politik und Verwaltung.

Ausstellungen

Eine weitere Wertschätzung ihrer Arbeit konnten die jungen Fotografinnen und Fotografen durch die öffentliche Ausstellung ihrer Fotoarbeiten an verschiedenen Orten erfahren: Zum einen wurden alle Bilder während der Preisverleihungen ausgestellt, im Anschluss wurden in unterschiedlicher Zusammensetzung die Bilder an anderen Orten gezeigt. Alle Gewinnerbilder sind zudem im Internet unter www.kinderfotopreis.de ausgestellt.

Teilnahme am Kinderfotopreis

Kinderfotoprojekte lassen sich auf einfache Weise zu verschiedenen Themen realisieren. Sie motivieren Kinder zu einer kreativen und eigentätigen Beschäftigung mit einem Thema, gemeinsam mit anderen und mit sichtbarem Ergebnis. Sie schaffen Erzählanlässe und weitere Aktivitäten lassen sich mit ihnen verknüpfen (Ausflüge, Gestaltung einer Ausstellung o.a.). Anregungen und praktische Hinweise hierzu geben die Fototipps, die unter www.kinderfotopreis.de kostenfrei zur Verfügung stehen. Dort sind auch alle veranstaltenden Medienzentren in den verschiedenen Regionen aufgelistet. Sie bieten Unterstützung mit Rat, Tat und Technik.

Der Kinderfotopreis wird, sofern eine ausreichende Finanzierung sichergestellt werden kann, in den kommenden Jahren fortgesetzt werden. Alle Informationen über den Wettbewerb, Projekte in seinem Rahmen, die Preisverleihungen und Ausstellungen werden im Internet veröffentlicht.

Kontakt

Sebastian Ring
JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis
Pfälzer-Wald-Straße 64, 81539 München
Tel. 089-689891-42, Fax 089-689891-11
sebastian.ring@jff.de
www.jff.de

Stand der Projektinformation: 2008