HIV kommt in die Jahre

Die AIDS-Beratungsstelle Mittelfranken informiert in Einrichtungen der Altenpflege und Altenpflegeschulen

Dank der großen Fortschritte in der Behandlung von HIV-Infektionen erreichen immer mehr Betroffene ein höheres Alter und haben damit immer häufiger auch einen ambulanten oder stationären Pflegebedarf. Gleichzeitig stoßen HIV-Infizierte in Altenpflegeeinrichtungen immer noch auf Vorurteile und Wissenslücken bei Personal, Mitbewohnern und Angehörigen.

Ziele

Vorbeugung der Stigmatisierung HIV-infizierter Menschen in der Altenpflege: Aufklärung von Pflegepersonal, pflegenden Angehörigen, Ehrenamtlichen und Bewohnern in Altenpflegeeinrichtungen im Hinblick auf Übertragungswege und mögliche Ansteckungsrisiken, Abbau von Ängsten; Sensibilisierung für die seelische und soziale Gesundheit HIV-infizierter Menschen.

Umsetzung

Ausgehend vom Fall einer HIV-positiven Frau und ihren Schwierigkeiten beim Umzug in eine Altenpflegeeinrichtung wurde der Bedarf an Information und Schulung in diesem Bereich deutlich, sowohl auf Seiten des Personals als auch bei Bewohnern und Angehörigen. Die AIDS-Beratung Mittelfranken der Stadtmission Nürnberg e.V. entwickelte ein Konzept zu möglichen Risiken einer HIV-Übertragung im Pflegealltag, eingebettet in einen ganzheitlichen Ansatz von Gesundheit im Alter, in dem auch das seelische und soziale Wohlbefinden im Fokus stehen.

  • Erstellung von Fotos, die typische Situationen des Pflegealltags zeigen. Diese werden zusammen mit einem eigens erarbeiteten Handout mit Basisinformationen zu HIV im Rahmen von speziellen Präventionsseminaren (Dauer: 90 Minuten) an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer verteilt und gemeinsam besprochen.
  • Die Fotos wurden in den ersten beiden Veranstaltungen mit den Teilnehmern hinsichtlich ihrer Praxistauglichkeit überprüft und anschließend nochmals verbessert und ergänzt.
  • Die Teilnehmer ordnen die dargestellten Szenen anhand des vorhandenen Risikos einer HIV-Übertragung den Kategorien „kein Risiko“, „geringes Risiko“ und „Risiko“ zu. Unter Beachtung der Hygienestandards landen alle Fotografien in der Kategorie „kein Risiko“. Dies macht eindrücklich klar, dass durch HIV-positive Bewohnerinnen und Bewohner kein Risiko einer HIV-Übertragung besteht.
  • Den Abschluss jeder Präventionsveranstaltung bildet ein Gespräch mit einem HIV-infizierten Menschen aus dem Projekt „POM“ („Positiv Mittendrin“), der aus eigener Erfahrung über Erwartungen und Wünsche an das Pflegepersonal berichtet.
  • In den letzten Monaten wurden drei weitere Veranstaltungen in zwei Altenpflegeeinrichtungen durchgeführt. Jede Veranstaltung wird mittels eines Fragebogens evaluiert.
  • Das Fortbildungsangebot wird unter anderem mit einem Flyer flächendeckend an Altenpflegeeinrichtungen und an Pflegeschulen beworben. Als Multiplikatoren wurden zudem Sozialdienste von Kliniken, Seniorenämter und Beratungsstellen für Hilfen im Alter informiert. Auch Veranstaltungen wie Seniorenmessen oder Pflegekonferenzen werden zur Öffentlichkeitsarbeit genutzt.

Dokumentation: Projektbericht sowie die in der Fortbildung verwendeten Fotos mit Situationen des Pflegealltags

Ressourcen und Finanzierung

Der Einsatz des Personals bei Fortbildungsveranstaltungen ist durch allgemeine Personalkosten der AIDS-Beratung Mittelfranken abgedeckt. Die Materialien wurden mit Hilfe von ehrenamtlichen Helfern erstellt, es entstanden lediglich geringe Sachkosten bei Druck und Verarbeitung der Fotos und Handouts, Fahrtkosten.

Kommentar aus dem Projekt

„Gespräche mit KlientInnen über ihre Zukunft haben aufgezeigt, dass der Einzug in eine Einrichtung der Altenpflege gerade bezüglich der HIV-Infektion mit vielen Ängsten belegt ist … Eine langjährige Klientin berichtete … die dortige Leitung hätte es gerne gesehen, wenn sie in ihrer Wohnung gut sichtbare Hinweise auf ihre HIV-Erkrankung anbringen würde … Eine Recherche im Internet hat in der Folge ergeben, dass auch Pflegepersonal im Chat nahezu hysterisch reagiert, wenn ein(e) Betroffene(r) in ein Heim einzieht (‚Für mich besteht nun Lebensgefahr, am liebsten würde ich kündigen‘) … Die Idee zur Entwicklung eines Konzepts, das Antworten auf die Fragen nach dem möglichen Risiko einer HIV-Übertragung im Pflegealltag geben kann und Berührungsängste des Personals auszuschalten vermag, war geboren.“

Kontakt

Stadtmission Nürnberg e.V. AIDS-Beratung Mittelfranken
Ansprechpartnerin: Katrin Strohhöfer
Rieterstraße 23, 90419 Nürnberg
Telefon: 0911 322 50-0
aids-beratung@stadtmission-nuernberg.de

Stand der Projektinformation: Juni 2015