Get fit – Stay healthy!
Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen bei Kindern – Eine Studie zur Wirkung eines sechsmonatigen Programms zur Bewegungsförderung in der Schule
In den letzten zehn Jahren hat sich die Prävalenz von Übergewicht im Kindesalter in Deutschland fast verdoppelt, nahezu jedes sechste Kind ist übergewichtig oder fettleibig. Übergewicht in der Kindheit stellt einen Hauptrisikofaktor für Arteriosklerose im Erwachsenenalter dar. Arterien können bereits im Kindesalter funktionell und strukturell beeinträchtigt sein, sie versteifen und verdicken. Deswegen sind ein frühes Risikoscreening und interdisziplinäre Präventionsmaßnahmen notwendig. Körperliche Fitness und Alltagsaktivität sind sowohl in der Primär- als auch Sekundärprävention protektive Faktoren von essentieller Bedeutung.
Projektziele
Die frühe Manifestation der Arteriosklerose steht im Zusammenhang mit kardiovaskulären Risikofaktoren wie z.B. Bewegungsmangel und falscher Ernährung. Ein Schulprojekt soll klären, ob ein interdisziplinäres Interventionsprogramm (Sportwissenschaft, Ernährungswissenschaft und Psychologie/Motivation) die Gefäßgesundheit und Fitness von Schulkindern verbessern kann.
Umsetzung
„Get fit – Stay healthy!“ ist eine prospektive, auf sechs Monate angelegte kontrollierte Interventionsstudie des Lehrstuhls für Präventive Pädiatrie der TU München. Sie startete im Frühjahr 2011.
- Rekrutierung von 120 Kindern der 6. Jahrgangsstufe einer Privatschule und einer städtischen Schule in München. Im Rahmen einer Basisdiagnostik (Mai/Juni 2011) wurden Gefäßgesundheit (Ultraschalluntersuchungen), Leistungsfähigkeit und Aktivitätsstatus in untersucht. Entsprechend ihres Fitnesslevels (beurteilt anhand der maximalen Sauerstoffaufnahme) wurden die Kinder in gleich leistungsstarke Interventions- und Kontrollgruppen eingeteilt.
- Mit Beginn des Schuljahres 2011/12 absolvierten die Kinder der Interventionsgruppe ein sechsmonatiges Programm mit Bewegung (wöchentliche 90-minütige Sporteinheit, je fünf Einheiten Aquafitness, Rope-Skipping nach einem Programm der Deutschen Herzstiftung, Ball- und Bewegungsspiele), Ernährungsschulung (täglich gesundes Frühstück in der Schule) und Motivation. Die Kinder der Kontrollgruppe behielten ihre Bewegungs- und Ernährungsgewohnheiten möglichst unbeeinflusst bei.
- Erste Nachuntersuchung zur Evaluation der Interventionsmaßnahme zwischen Februar und April 2012, für November/Dezember 2013 ist eine weitere Nachuntersuchung geplant.
Bei den Studienteilnehmern handelte es sich um eine sehr homogene Gruppe gesunder Kinder; die Mädchen und Jungen erreichten zu Beginn die geforderten täglichen 60 Minuten körperliche Aktivität, die derzeit bei Kindern als kardioprotektiv gilt, und den Fitnessnormwert. Zum Zeitpunkt der ersten Nachuntersuchung zeigte sich sowohl bei den Kindern der Interventionsgruppe als auch bei der Kontrollgruppe eine signifikante Reduktion von Fitness und körperlicher Aktivität. Dies kann vermutlich saisonal interpretiert werden; die über die Wintermonate verlaufende Bewegungsintervention konnte diesem Effekt nicht entgegenwirken.
Teilergebnisse der Studie wurden im Rahmen eines wissenschaftlichen Artikels und bei internationalen wissenschaftlichen Tagungen vorgestellt.
Dokumentation: Projektbericht, Studienergebnisse
Ressourcen, Finanzierung
Projektfinanzierung durch die Deutsche Herzstiftung e.V. (halbe Stelle eines Diplom-Sportwissenschaftlers, wissenschaftliche Hilfskraft, Laboruntersuchungen). Medizinische Projektleitung durch eine Ärztin des Lehrstuhls für Präventive Pädiatrie; Sachmittel der Technischen Universität München. Bereitstellung der Räumlichkeiten durch die Schule.
Kommentar aus dem Projekt
„Im Rahmen dieser Studie konnten erstmalig Zusammenhänge zwischen kardiovaskulären Risikofaktoren und der Gefäßfunktion bzw. der Gefäßstruktur bei gesunden Kindern gezeigt werden. Erste Ergebnisse … zeigen, dass sowohl der Fitnesszustand als auch Stoffwechselparameter bei gesunden Kindern im Zusammenhang mit der Gefäßelastizität stehen … Nach Analyse der Ergebnisse … im direkten Anschluss an die Intervention kann ausgesagt werden, dass die Intervention keine kurzfristigen Auswirkungen auf die Gefäßstruktur und Gefäßelastizität hat.“
Kontakt
Technische Universität München
Lehrstuhl für Präventive Pädiatrie
Ansprechpartnerin: Dr. Birgit Böhm
Georg-Brauchle-Ring 60/62, 80992 München
Tel. 089-289-24571
birgit.boehm@tum.de
www.praeventive-paediatrie.sg.tum.de
Stand der Projektinformation: Dezember 2013