Gesundheit für alle im Stadtteil

Ein Projekt des Gesundheitsamtes der Stadt Nürnberg zur Verbesserung gesundheitsrelevanter Lebensverhältnisse und gesundheitsbezogenen Verhaltens von Menschen in sozial schwierigen Lebenslagen

Das Projekt entstand aus der Notwendigkeit, sozial bedingte gesundheitliche Ungleichheit zu reduzieren. Nürnberg als Großstadt hat sowohl privilegierte als auch benachteiligte Stadtteile. Die sozioökonomisch schlechter gestellten Stadtteile unterscheiden sich von gut situierten Stadtteilen in Bezug auf die gesundheitsrelevante Situation. Bei der Erbringung von Leistungen zur Gesundheitsförderung und Prävention in Lebenswelten (hier: Kommune) werden zum einen die gesundheitlichen Symptome sozialbedingter Ungleichheit sowie räumlicher Gegebenheiten und Umweltverhältnisse bei den Stadtteilbewohnerinnen und -bewohnern sichtbar.

Ziele

Langfristiges Ziel des Projekts ist es, gesundheitsrelevante Lebensverhältnisse und gesundheitsbezogenes Verhalten von Menschen in sozial schwierigen Lebenslagen zu verbessern. Die Zielbereiche sind Bewegung und Entspannung, Zugänge zur gesunden Ernährung, Zugänge zu niedrigschwelligen Gesundheitsinformationen, Förderung von Alltagskompetenzen, soziales Miteinander und Gesundheitsversorgung.

Allgemeines Ziel ist es, die gesundheitliche Lebensqualität in vier ausgewählten Stadtteilen zu stärken, indem kommunale und nicht-kommunale Akteurinnen und Akteure sowie Betroffene gemeinsam nachhaltige Strategien zur Verbesserung der gesundheitlichen Situation vor Ort entwickeln und etablieren.

Umsetzung

Nürnberg war bundesweit die erste Kommune, die ein solches Projekt zur „kommunalen Gesundheitsförderung“ gemäß §§ 20 und 20a SGB V verwirklichte. Vier Vollzeitstellen wurden mit insgesamt sechs „Gesundheitskoordinatoren“ besetzt, die seither in den Stadtteilen aktiv sind und über ein Budget zur Förderung konkreter Angebote verfügen. Mit dem Projekt „Gesunde Südstadt“, angesiedelt am Bildungszentrum der Stadt Nürnberg, das schon ein Jahr zuvor ebenfalls im Rahmen der kommunalen Gesundheitsförderung die Arbeit aufnahm, wird regelhaft zusammengearbeitet. Das Vorgehen im Projekt orientiert sich im Allgemeinen am Public Health Action Cycle.

  • Nach einer Vorbereitungsphase zum Projektstart wurde das Projekt in bestehende Netzwerke eingebunden und mit der Bedarfserhebung begonnen.
  • Die erhobenen Bedarfe sowie weitere quantitative Daten zu den Stadtteilen wurden für die Erstellung von sogenannten "Stadtteilgesundheitsprofilen" verwendet. Sie bildeten die Grundlage für die Entwicklung der Maßnahmen in enger Abstimmung mit Stadtteilakteurinnen und -akteuren. Dabei wurden partizipative Ansätze mit den Bürgerinnen und Bürgern eingesetzt.

Die Ergebnisse werden vier Kategorien zugeordnet. Es wurden gesundheitsfördernde zielgruppenspezifische / offene Angebote (1) zu den Themen Bewegung, Ernährung und Stressbewältigung in den Stadtteilen sowie Strategien in Politik und Organisationen (2) wie zum Beispiel "Gesunde Mobilität im Stadtteil" entwickelt. Zudem wurde das soziale Potential und Engagement (3) gefördert wie beispielsweise mit dezentralen Treffpunkten und Beteiligungsaktionen. Nicht zuletzt ist die individuelle Gesundheitskompetenz (4) durch partizipative Ansätze sowie beispielsweise durch Vortragsreihen gestärkt worden.

Bisher wurden im Rahmen der Angebote 487 Personen erreicht, im Rahmen der Bewegungstage waren es 450 Personen, bei der offene Vortragsreihe 162 Personen und bei den Stadtteilfesten 550 Personen. Die Multiplikatorenschulung wurde mit sieben Personen durchgeführt.

Projektlaufzeit, Ressourcen und Finanzierung

Das Projekt läuft vom 01.05.2017 bis 30.04.2021.

Die Finanzierung erfolgt durch Eigenmittel der Kommune sowie Mittel der AOK Bayern.

Trägerschaft und Projektkoordination

Die Trägerschaft obliegt dem Gesundheitsamt der Stadt Nürnberg und der AOK Bayern. Die Projektleitung steuert und koordiniert die vier Stadtteile und die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Projekts.

Qualitätssicherung, Dokumentation und ggf. Evaluation

Die Qualitätssicherung erfolgt unter Berücksichtigung der Kriterien „Settingansatz“, „Gesundheitliche Chancengleichheit“, „Partizipation“, „Empowerment“, „Ressourcenorientierung“ sowie eines umfassenden Gesundheitsverständnisses.

Es erfolgt eine Projektbegründung, eine Projektplanung sowie eine Projektorganisation.

Die Dokumentation geschieht in Form von Protokollen, Strukturplänen, Verträgen / Vereinbarungen, Präsentationen, Artikeln, Berichten und Tagebüchern. Die Evaluation wird formativ / summativ, formell / informell sowie als mixed-method durchgeführt.

Kommentar aus dem Projekt

„Gerade als Stadt des Friedens und der Menschenrechte ist es ein besonderes Anliegen, die Vielfalt aufzugreifen. Das Projekt verfolgt die Strategie, die gesundheitsbezogene Kluft zwischen privilegierten und benachteiligten Milieus zu verkleinern. Dabei stellt die Gratwanderung zwischen Stigmatisierung und Zielgruppenorientierung eine Herausforderung dar, die bewusst durch offene als auch spezifische Maßnahmen bewältigt wird.“

Kontakt

Gesundheitsamt der Stadt Nürnberg
Ansprechpartnerin: Frau Dr. Katharina Seebaß
Burgstr. 4, 90403 Nürnberg
Telefon: 0911-27774552
E-Mail: gesundheitimstadtteil@stadt.nuernberg.de
http://www.gesundheitimstadtteil.nuernberg.de/

Stand der Projektinformation: März 2020