Gesund leben in München

Gesundheitsangebote für geflüchtete Frauen und Mädchen in München und im ländlichen Raum – Ein Projekt des FrauenGesundheitsZentrums e.V., München

Als Folge der sogenannten Flüchtlingswelle im Jahr 2015 mehrten sich die Anfragen an das Frauengesundheitszentrum (FGZ) für Unterstützung bei der Information und Beratung geflüchteter Frauen in den Münchner Unterkünften. Ein Drittel der in München untergebrachten Geflüchteten sind Frauen, davon die meisten aus Syrien, gefolgt von Nigeria, Afghanistan und Irak. Frauen sind in den Unterkünften durch mangelnde Privatsphäre, Gewalt und sexuelle Übergriffe, sowie durch Trauma, Schwangerschaft oder STI nach sexueller Gewalt und Zwangsprostitution während der Flucht besonders belastet. Es mangelte an kultursensiblen und muttersprachlichen Angeboten, Frauen und Mädchen über Gesundheitsverhalten, Verhütung oder sexuell übertragbare Erkrankungen zu informieren. Daher wurde ein aufsuchendes und ein Peer-to-peer-Angebot für Bewohnerinnen der Gemeinschaftsunterkünfte aufgebaut. Eine besondere Herausforderung war die weitgehende Tabuisierung von HIV und anderen STI, bei gleichzeitig sehr hoher Prävalenz in Regionen wie Subsahara Afrika. Darüber hinaus werden nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts etwa 30 % der HIV-Infektionen bei Geflüchteten nach ihrer Ankunft in Deutschland erworben. Hier sind gezielte Präventionsstrategien dringend notwendig.

Ziele

Geflüchtete Frauen und Mädchen sollen ermutigt und befähigt werden, sich eigenverantwortlich um ihre Gesundheit zu kümmern. Zudem sind folgende Ziele zu nennen:

  • Vermittlung von Wissen zu vielfältigen Themen rund um Frauengesundheit (Schwangerschaft, sexuelle Gesundheit, Impfungen, Hygiene, Ernährung)
  • Verbesserung der Zugänge zum medizinischen und psychosozialen Gesundheitssystem
  • Prävention von HIV-Infektionen und anderen STI
  • Einsatz gegen Diskriminierung von Menschen mit HIV
  • Stärkung von Frauen und Mädchen und Förderung der Integration und Teilhabe.

Umsetzung

Das FGZ stellt seit 1986 eine Ergänzung zur Gesundheitsversorgung von Frauen im Großraum München dar. Die Fluchtbewegung ab 2015 erhöhte den Bedarf an gesundheitlicher Beratungs- und Präventionsarbeit in München.

Für das Projekt „Gesund leben in München“ wurden zu Beginn der Projektphase Anfang 2016 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen aus verschiedenen Ländern als Multiplikatorinnen gewonnen. Sie sollen neu ankommende Frauen unterstützen und als Rollenvorbild oder Wegbegleiter fungieren.  Die Multiplikatorinnen erhalten monatlich Schulungen zu gesundheitsrelevanten Themen. Die Workshops mit FGZ-Mitarbeiterinnen umfassen spezifische Gesundheitsthemen wie Körperwissen, Familienplanung, sexuelle Gesundheit, Genitalverstümmelung, Schwangerschaft und Stillen, Wechseljahre, Ernährung für Frauen und Kinder, Hygiene und Impfungen, Gesundheitssystem Deutschland oder Frauenrechte.

Zudem werden niedrigschwellige Gesundheitscafés in den Unterkünften angeboten mit je zwei Multiplikatorinnen zu Themen wie Schutz vor HIV/STI, Zugang zu Beratungsstellen und Arztpraxen, Hinweise auf Links und Infobroschüren, etc.

Von Juni 2016 bis Juni 2019 wurden 14 Multiplikatorinnen aus 11 Ländern ausgebildet. Es fanden 69 Gesundheitscafés und 93 Workshops sowie 39 Schulungen statt. Ca. 1.500 geflüchtete Frauen ab 17 Jahren konnten bislang erreicht werden.

Projektlaufzeit, Ressourcen und Finanzierung

Seit April 2016 findet das Projekt fortlaufend statt.

Das Personal besteht aus drei hauptamtlichen Kräften (Teilzeit) sowie 13 bis 15 Ehrenamtlichen (stundenweise).

Die entstandenen Kosten und Aufwandsentschädigungen wurden finanziert über:

  • Eigenmittel
  • Zuschuss des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege/Regierung von Oberbayern
  • Zuschuss des Referats für Gesundheit und Umwelt der Stadt München
  • Techniker Krankenkasse
  • Sponsoring der Firma MSD
  • Spende von ViiV Healthcare.

Trägerschaft und Projektkoordination

Träger des Projektes ist das FrauenGesundheitsZentrum München e.V. Die Projektleitung hat Ulrike Sonnenberg-Schwan, die Koordination des Projektes wird von Nicole Quasten übernommen.

Qualitätssicherung, Dokumentation und ggf. Evaluation

Es findet eine kontinuierliche Schulung und Supervision der Multiplikatorinnen im FGZ durch interne Fachkräfte und externe Fachstellen statt.  Es gibt regelmäßige Fachvernetzungen und Fortbildungen der FGZ-Fachkräfte. Darüber hinaus erhielt das FGZ die „Interkulturelle Zertifizierung“ durch die Stadt München (2014 - 2017).  Besprochene Themen/Fragen in den Cafés dokumentiert. Feedbackbögen sind in Entwicklung.

Kommentar aus dem Projekt

„Frauen mit Migrations- oder Fluchthintergrund, die schon länger in Deutschland leben, bringen vielfältige Erfahrungen, Ressourcen und Bewältigungsstrategien mit, mit denen sie neu ankommende Frauen unterstützen können. Sie sind Rollenvorbild und Wegbegleiterin auf dem Weg der Integration in die Aufnahmegesellschaft. Kulturell sensibel können sie Mut machen und den Frauen Vertrauen in die eigenen Stärken vermitteln. Dieser Ansatz ist nach den Erfahrungen vieler Projekte im Bereich Migration und Gesundheit besonders erfolgreich, so dass wir uns für die aktive Beteiligung von Frauen als ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen (Multiplikatorinnen) entschieden, die selbst einen Migrations- oder Fluchthintergrund hatten.“

Kontakt

FrauenGesundheitsZentrum e.V.
Ansprechpartnerinnen: Johanna von Winning
Grimmstr. 1, 80336 München
Telefon: 089 69 310 72 0 (AB); Mobil: 0171 816 0011 (Montag und Donnerstag)
E-Mail: Johanna.von.Winning@fgz-muc.de

www.fgz-muc.de

Stand der Projektinformation: März 2020

Projekt seit 2024 beendet