GESTALT – Bewegung gegen Demenz
Ein Forschungsprojekt wird in die Nachhaltigkeit überführt – Das Sportamt der Stadt Erlangen übernimmt das Präventionsprogramm für Seniorinnen und Senioren
Demenzielle Erkrankungen sind ein globales Gesundheitsproblem und nehmen infolge der Bevölkerungsalterung in ihrer Bedeutung zu. In den letzten Jahren ist Bewegung als eine mögliche Form der Prävention demenzieller Erkrankungen verstärkt diskutiert worden. Besonders wirksam sind Bewegungsformen, die vielseitig körperlich, geistig und seelisch ansprechen, neue Reize in einer anregenden Lernumwelt schaffen und regelmäßig und dauerhaft ausgeführt werden.
Projektziele
Am Institut für Sportwissenschaft und Sport der Universität Erlangen-Nürnberg wurde ein evidenzbasiertes multimodales Bewegungsprogramm entwickelt. Das Pilotprojekt GESTALT sollte anschließend Erkenntnisse darüber liefern, wie mit typischen Risikofaktoren für Demenz belastete Seniorinnen und Senioren für ein solches Programm erreicht werden können und wie es in der Praxis von Präventionsanbietern implementiert werden kann.
Umsetzung
In Erlangen wurde mit einem partizipativen Ansatz gemeinsam mit Präventionsanbietern vor Ort die Umsetzbarkeit des Bewegungsprogramms GESTALT („Gehen, Spielen, Tanzen Als Lebenslange Tätigkeiten“) zur Prävention demenzieller Erkrankungen in die Praxis erprobt.
- GESTALT besteht aus zwei Modulen, einem Bewegungsprogramm (Bereiche „Tanz & Bewegung zu Musik“, Sport & Spiel“, „Bewegung im Alltag – Gehen“) und einer Bewegungsberatung. Das sechsmonatige Programm hat einen Umfang von 2 x 90 Minuten pro Woche, davon jeweils 60 Minuten für körperliches Training, 30 Minuten für ein moderiertes Gruppengespräch; die Bewegungsberatung zur Bindung der Teilnehmer an einen aktiven Lebensstil findet insgesamt vier Mal statt.
- Umsetzung des Programms in Erlangen erstmals von September 2011 bis April 2012, wissenschaftlich begleitet durch das Institut für Sportwissenschaft und Sport (GESTALT 1, 78 Teilnehmer), dann von November 2012 bis Mai 2013 unter Trägerschaft der Volkshochschule Erlangen (GESTALT 2, 41 Teilnehmer). Seit Mai 2013 hat das städtische Sportamt die Trägerschaft übernommen (Organisation der nächsten Kurseinheiten in vier Stadtteilen, Start im September 2013)
Im Verlauf des Projektes wurden Rahmenbedingungen an die Bedarfe von Anbietern und Zielgruppe angepasst und die Kurse bei fünf lokalen Anbietern erfolgreich umgesetzt (Volkshochschule, Siemens, privater Gesundheitssportanbieter medi train, ein städtisches Begegnungszentrum, Sportverein 1848). Im zweiten Schritt Fokussierung der Teilnahme schwer erreichbarer sozial benachteiligter und körperlich inaktiver Senioren, was durch das im Projekt aufgebaute Multiplikatoren-Netzwerk und einen peer-to-peer-Ansatz (Werbung durch Teilnehmer aus dem ersten Projektdurchlauf) gelang.
Evaluation von GESTALT durch das Institut für Sportwissenschaft und Sport; Ergebnisse u.a.: hohe Programmtreue, positive Rückmeldungen der Teilnehmer und Wunsch nach Fortsetzung, positive Auswirkungen auf die kognitive Leistungsfähigkeit, insbesondere auf Kurzzeit- und Arbeitsgedächtnis, Beibehaltung körperlicher Aktivitäten auch nach Programmende bei der Mehrzahl der Teilnehmer.
Dokumentation: Projektbericht, Presseartikel
Ressourcen, Finanzierung
GESTALT wurde von 2010 bis 2013 im Rahmen der Gesundheitsinitiative Gesund.Leben. Bayern. gefördert (Trägerschaft GESTALT 1: Institut für Sportwissenschaft und Sport in Erlangen, GESTALT 2: vhs Erlangen). Derzeit wird das Projekt am Sportamt der Stadt Erlangen mit Fördermitteln der Techniker Krankenkasse fortgesetzt; eine nachhaltige Absicherung über städtische Haushaltsmittel ist beantragt.
Kommentar aus dem Projekt
„Durch GESTALT konnte gezeigt werden, dass die Implementation eines solchen Bewegungsprogramms in die Praxis vollzogen werden kann. Damit steht der Gesundheitsförderungspraxis ein nachweislich wirksames Mittel zur Vorbeugung von Demenzerkrankungen zur Verfügung, das gleichzeitig dazu beiträgt, die Lebensqualität von Seniorinnen und Senioren zu verbessern. Durch die Erhaltung und sogar Verbesserung der kognitiven und physischen Leistungsfähigkeit trägt GESTALT dazu bei, dass ältere Menschen länger körperlich und geistig aktiv und unabhängig leben können … Derzeit wird das Programm am Sportamt in die Nachhaltigkeit überführt … Darüber hinaus wird seitens des Staatlichen Gesundheitsamtes Erlangen geplant, das Projekt auf kleinere Gemeinden im Landkreis auszudehnen.“
Kontakt
Sportamt der Stadt Erlangen
Ansprechpartnerin: Zsuzsanna Majzik
Fahrstraße 18, 91054 Erlangen
Tel. 09131-861718
zsuzsanna.majzik@stadt.erlangen.de
www.erlangen.de
Stand der Projektinformation: Dezember 2013