GeschwisterCLUB

Präventionsangebote für Geschwister von Kindern mit Behinderung, chronischer oder schwerer Erkrankung

Institut für Sozialmedizin in der Pädiatrie Augsburg e.V.

In Deutschland leben über zwei Millionen Geschwister von Kindern mit Beeinträchtigung. Ihr Alltag ist oft geprägt von der Versorgung des kranken Geschwisters. Studien zeigen, dass sie ein erhöhtes Risiko haben, psychisch auffällig zu werden. Lebenskompetenzen von Kindern und Jugendlichen, insbesondere die Stressbewältigungskompetenz, sind wesentliche Schutzfaktoren für die psychosoziale Anpassung an Belastungen. Da diese Risikogruppe bislang zu wenig berücksichtigt wurde, wurde in Augsburg ein übertragbares Modell, der GeschwisterCLUB, entwickelt.

Der GeschwisterClub hat verschiedene Angebote: Supporting Siblings“ SuSi (8-12 Jahre) und „GeschwisterTREFF: Jetzt bin ich mal dran“ TREFF (7-14 Jahre) sind zwei davon.

Ziele

Den Geschwistern von Kindern mit Beeinträchtigung sollen frühzeitig evaluierte, standardisierte und refinanzierte Angebote verfügbar gemacht werden, die ihre Resilienz stärken. Sie sollen für die Bewältigung ihrer besonderen Lebenssituation präventiv gestärkt werden. Dazu sollen bundesweit 50 Einrichtungen aufgebaut werden, die nach dem in Bayern entwickelten Modell GeschwisterCLUB arbeiten.

Umsetzung

In der Entwicklung (2012 – 2019) gab es Phasen für die Bedarfsentwicklung, die Konzeption, die Erprobung und die Evaluation.

Die Angebote „Supporting Siblings“ SuSi (8-12 Jahre) und „GeschwisterTREFF – Jetzt bin ich mal dran“ TREFF (7-14 Jahre) bestehen aus kreativen, erlebnispädagogischen, verhaltensorientierten und psychoedukativen Methoden, bei denen je auch die Eltern einbezogen sind. Beide bestehen aus mehreren Modulen, die in einem wöchentlichen stattfindenden Kurs oder als zweitägiger Kompakt-Kurs angeboten werden können. Diese Angebote sind in das Modell GeschwisterClub eingebettet. Bisher wurden 300 Kinder und Familien durch das Angebot erreicht.

Es gibt drei ausführliche Handbücher, die alle nötigen Informationen und Materialien zur Durchführung enthalten und eine Übertragung der Angebote auf andere Regionen ermöglichen. Für die Jahre 2019 – 2024 ist nun die Verbreitung des bayerischen Modells auf weitere Standorte in Deutschland vorgesehen.

Zudem gibt es eine Fortbildung zur Fachkraft für Geschwister, die als Mediatorenschulung erprobt und etabliert ist. Bisher wurden 180 dieser Fachkräfte für Geschwister ausgebildet.

SuSi und TREFF haben als erste und einzige Geschwister-Präventionskurse die Zertifizierung der Prüfstelle Prävention erhalten und sind somit über die GKV bezuschussungsfähig. Auch bestehen mit fünf großen Krankenkassen Vereinbarungen über die vollen Kostensätze der Kurse.

Projektlaufzeit, Ressourcen und Finanzierung

Die Entwicklung der Angebote SuSi und TREFF erfolgt seit 2012; die erste Zertifizierung der ZPP fand für SuSi im Jahr 2014 statt, für TREFF im Jahr 2015. Bis 2024 soll das Programm nun auf andere Standorte ausgeweitet und deutschlandweit verbreitet werden.

Die Stiftung FamilienBande finanzierte das Projekt seit 2012. Die Finanzierung der Entwicklung erfolgte 2014 – 2017 über Aktion Mensch e.V. mit einem Eigenanteil des Bundesverbands Bunter Kreis e.V.

Für die Vorbereitung wurde über ISPA e.V. eine Stelle für eine Gesundheitswissenschaftlerin (39h/Wo) und einen Werkstudent Erziehungswissenschaften (19h/Wo) geschaffen.

Ab 9/2019 wird die Stiftung Aktion Mensch GeschwisterClub als Modell-Projekt fördern.

Trägerschaft und Projektkoordination

Im Träger-Verein ISPA e.V. übernimmt eine Gesundheitswissenschaftlerin die Koordination. Kooperationspartner sind Verbund für Geschwister, Bundesverband Bunter Kreis e.V. & Stiftung FamilienBande.

Qualitätssicherung, Dokumentation und ggf. Evaluation

Durch die Handbücher und die Fortbildung „Fachkraft für Geschwister“ wird eine Standardisierung der Präventionskurse geschaffen. Die konzeptionelle Qualität dieser wird durch die Zentrale Prüfstelle Prävention bescheinigt. Ebenso sichert die Fortbildung zur Fachkraft für Geschwister die Anbieter-Qualität.

SuSi wurde bereits in Hinblick auf Akzeptanz und Durchführbarkeit sowie erste Effekte auf die Stressverarbeitung und Lebensqualität evaluiert. Zukünftig wird es wird eine kontinuierliche externe Wirksamkeitsevaluation durch eine Hochschule geben.

Kommentar aus dem Projekt

„Der GeschwisterCLUB besteht aus einer Reihe von bedarfsorientierten, präventiven Gruppenangeboten für die Geschwister von Kindern mit Erkrankung oder Behinderung sowie deren Eltern. Die Angebote sind in der Praxis gut erprobt und in ihrer Wirksamkeit durch Evaluationen bestätigt.“

Kontakt

Institut für Sozialmedizin in der Pädiatrie Augsburg e.V.

Kerstin Kowalewski
Stenglinstraße 2, 86156 Augsburg
Telefon: 0821-400-4922
E-Mail: kerstin.kowalewski@ispa.bunter-kreis.de
www.geschwisterclub.de; www.ispa-bunterkreis.de

Stand der Projektinformation: Dezember 2019