FASD-Primärprävention FASD-Wanderausstellung „ZERO“

Eine Mitmach-Ausstellung zur Aufklärung über das Thema Alkohol und Schwangerschaft

FASD-Netzwerk Nordbayern e.V.

Obwohl Alkoholkonsum in der Schwangerschaft in Deutschland mit jährlich ca. 10.000 neuen Fällen der häufigste Grund für irreversible, schwerwiegende, nicht genetisch bedingte psychische und physische Behinderungen bei Neugeborenen (FASD) ist, fehlt es vielen Jugendlichen und jungen Erwachsenen an Wissen über FASD und dessen Vermeidung. Bis zu ca. 20 % der Schwangeren konsumieren trotz Kenntnis ihrer Schwangerschaft Alkohol.

Ziele

Die Mitmach-Ausstellung „ZERO“ dient der Aufklärung zum Thema Alkohol und Schwangerschaft und der Wissensvermittlung zu FASD mit den lebenslangen Folgen für Betroffene und deren Umfeld. Zudem sollen Handlungskompetenzen zum sicheren Verzicht bei einer eigenen Schwangerschaft, bei Kinderwunsch oder bei Verhütungspannen vermittelt werden. Angestrebt wird, auch das Umfeld einer Schwangeren für einen verantwortungsbewussten Umgang mit Alkohol im Beisein der werdenden Mutter zu sensibilisieren.

Umsetzung

Im Jahr 2015 wurde die Mitmach-Wanderausstellung zur FASD-Primärprävention für Schulklassen ab der 6. Klasse konzipiert, um erlebnisorientiert über Schwangerschaft, Umgang mit Alkohol und FASD und über die lebenslangen Folgen des mütterlichen Alkoholkonsums in der Schwangerschaft zu informieren. Es gibt insgesamt 3 Stationen.

• 1. Station „Die Gebärmutter – Tauche ein und genieße“: Das Zeltinnere stellt symbolisch die Gebärmutterhöhle dar. Hier werden 40 Wochen Schwangerschaft aus der Perspektive des Kindes durch Sehen, Hören und Fühlen erlebbar. An einer interaktiven Touchscreen-Station kann die Entwicklung des Kindes bis zur Geburt mit Filmen und zahlreichen Ultraschallaufnahmen verfolgt werden.
• 2. Station „Zehn Monate schwanger – Tipp dich klug“: Die Zeltaußenhülle illustriert in Ausschnitten 10 Monate Lebenswelt einer Schwangeren. Die Besucherinnen und Besucher durchlaufen diese Zeit und begegnen dabei zahlreichen Situationen, die zum Alkoholkonsum verleiten können. An einer interaktiven Station können alle Interessierten mittels Bild-, Ton- und Filmaufnahmen tiefer in viele Themen wie Schwangerschaft, Alkohol, usw. einsteigen.
• 3. Station „Menschen mit FASD – Höre Ihnen zu!“: An dieser Station kommen Betroffene mit Berichten aus ihrem Alltag selbst zu Wort. Hierdurch erhalten die Besucherinnen und Besucher authentische Einblicke in das Leben mit FASD.

Zusätzlich stehen Lehrkräften ein Wissensquiz und ein Lückentext zum Thema FASD als Lernzielkontrolle oder zur Nachbereitung des Themas zur Verfügung. Alle Besucherinnen und Besucher erhalten zudem einen Informationsflyer.

Die Wanderausstellung „ZERO!“ kann beim FASD-Netzwerk Nordbayern e.V. gegen Gebühr entliehen werden. Die interaktive Ausstellung setzt keine speziellen Vorkenntnisse voraus. Die Ausstellungsbuchungen sind zudem häufig Impuls für einen FASD-Fachtag mit Multiplikatorenschulungen. Es fanden bisher 62 Multiplikatorenschulungen mit mehr als 4.000 Teilnehmenden statt, davon 18 in Bayern mit ca. 1.000 Teilnehmenden.

Projektlaufzeit, Ressourcen und Finanzierung

Von 2015 bis August 2019 wurden pro Ausleihwoche zwischen 10 und 30 Klassen erreicht mit ca. 15-30 Teilnehmenden. Für 2020 gibt es aktuell schon mehr als 13 Anfragen.

Die Ersterstellung wurde aus Mitteln des Bundesministeriums für Gesundheit finanziert, der Betrieb der Ausstellung wird durch die Ausleihgebühr in Höhe von 450 € pro Woche und ehrenamtliches Engagement des Vereinsvorstands geleistet. Vortragstätigkeiten im Rahmen von Multiplikatorenschulungen werden von den Auftraggebern finanziert.

Trägerschaft und Projektkoordination

Der FASD-Netzwerk Nordbayern e.V. ist Eigentümer der Ausstellung und koordiniert die Anfragen, Ausstellungstermine sowie bei Bedarf Transport und Auf- bzw. Abbau und die Multiplikatorenschulungen.

Qualitätssicherung, Dokumentation und ggf. Evaluation

Die Erstellung wurde wissenschaftlich begleitet von der Ärztlichen Gesellschaft zur Gesundheitsförderung e.V. Regelmäßig eingeholte Feedbacks der Teilnehmenden zeigen sehr positive Resonanz (2015 – 2017: mehr als 90% der Besucherinnen und Besucher haben viel Neues erfahren und 85% finden „ZERO“ sehr ansprechend).

Kommentar aus dem Projekt

„Die Ausstellung zur Prävention von zukünftigen Schäden durch Alkoholkonsum in der Schwangerschaft ist in dieser Form einzigartig. Sie ermöglicht Jugendlichen, sich schon im Vorfeld einer eigenen Schwangerschaft, intensiv und nachhaltig mit dem Thema auseinander zu setzen.“