Das mapf-Projekt: Muttersprachliche AIDS-Präventionsfachkräfte

HIV-Prävention in der Zentralen Aufnahmeeinrichtung für Asylbewerber in Zirndorf

Anlass

HIV-Prävention erreicht viele Migranten nur bedingt, Asylsuchende häufig gar nicht. Zugangsbarrieren sind neben der Sprache kulturelle, religiöse, gesellschaftliche und politische Faktoren. Insbesondere für Asylbewerber, die in Deutschland ankommen, ist die Erstaufklärung über HIV/AIDS und sexuell übertragbare Krankheiten (STI) von hoher Bedeutung. In der Region Nürnberg kann dies über die Zentrale Aufnahmeeinrichtung für Asylbewerber (ZAE) in Zirndorf erreicht werden.

Projektziele

Senkung der Rate von HIV-Neuinfektionen bei Migranten, Abbau von Stigmatisierung und Diskriminierung Betroffener in verschiedenen Sprach- bzw. Bevölkerungsgruppen durch muttersprachliche Aufklärung. In den Gemeinschaften ("Communities") der Migranten wird das Thema AIDS kommunikabel, die Präventionsbotschaften werden verstanden und beherzigt. Die Nachhaltigkeit wird gesichert durch de Fortbestand der Gruppe muttersprachlicher Präventionsfachkräfte.

Umsetzung

Die AIDS-Beratung Mittelfranken hat über 20 Jahre Erfahrung in kultursensibler AIDS-Prävention. Ein Schwerpunkt ist die Auswahl von Schlüsselpersonen aus unterschiedlichen Communities, die dort als Ansprechpartner akzeptiert sind, und ihre Ausbildung zu fachkundigen AIDS-Referenten. Dies schafft die Basis, um mehrere tausend Menschen aus unterschiedlichsten Herkunftsländern zu erreichen.

  • Projektbeginn mit Schulungen zur HIV/AIDS-Prävention für Dolmetscher, die bei Veranstaltungen der AIDS-Beratung in der ZAE Zirndorf übersetzten. Erste Ausbildung 2008 mit 18 Teilnehmern (Türkei, Irak, Iran, Ukraine, Vietnam, Äthiopien, Thailand, Togo, Lesotho, Aserbaidschan), viele von ihnen hatten in den eigenen Communities eine herausgehobene Position z.B. als Arzt, Lehrer, Diakon.
  • Weiterentwicklung vom Dolmetscher zur AIDS-Präventionsfachkraft: Da die Beratungsstelle bei sehr positiver Resonanz die steigende Nachfrage mit eigenem Personal nicht decken konnte, wurde ein Konzept für die Ausbildung der Dolmetscher und neuer Schlüsselpersonen zu AIDS-Präventionsfachkräften erarbeitet.
  • Die Ausbildung umfasst 80 Stunden, Inhalte sind HIV/AIDS und damit verbundene Themen wie Sexualität, Homosexualität, rechtliche Aspekte, Drogen, sexuell übertragbare Krankheiten, Hepatitis C, Verwendung von Kondomen. Ebenso wichtig ist die Thematisierung sprachlicher und kultureller Tabus, der Umgang mit HIV/AIDS im jeweiligen Herkunftsland sowie Motivations- und Kommunikationstechniken. Dabei werden immer auch die Erfahrungen der Teilnehmer einbezogen und diskutiert.
  • Die AIDS-Präventionsfachkräfte kommen regelmäßig zu muttersprachlichen Präventionsveranstaltungen in die ZAE Zirndorf, die Asylsuchenden sind in der Regel sehr interessiert, die Gruppen haben 5 bis 120 Teilnehmer. Weitere Veranstaltungen in Übergangswohnheimen, Moscheevereinen u.a.

Die Verantwortung für das Projekt und die Präventionsinhalte trägt die AIDS-Beratung Mittelfranken, sie begleitet die Präventionsfachkräfte in regelmäßigen Treffen zur Vor- und Nachbereitung.

Dokumentation: Projektbericht

Ressourcen, Finanzierung

Bis zum Herbst 2012 ist die Finanzierung gesichert durch Zuschüsse der Deutschen AIDS-Stiftung aus Mitteln des Verbandes der privaten Krankenversicherer e.V., darüber hinaus Eigenmittel und Eigeninitiative der AIDS-Beratung Mittelfranken.

Kommentar im Projekt

"Das Projekt erreicht Zielgruppen mit besonderem Aufklärungsbedarf zu einem sehr frühen Zeitpunkt … Die AIDS-Beratung Mittelfranken geht damit weit über die üblichen Ansätze der klassischen AIDS-Prävention hinaus und schafft auf diese Weise auch grundlegende Integrationsbedingungen … Insgesamt kann das Präventionsprojekt als Erfolgsmodell bezeichnet werden. Wichtig für das Gelingen waren eine gründliche Schulung der Referentinnen und Referenten, die Motivation, die Honorierung und die Partizipation der jeweiligen Communities … Nur wenn es gelingt, das Thema AIDS in den Communities dauerhaft präsent zu halten, sind ähnliche Erfolge wie bei der deutschstämmigen Bevölkerung zu erreichen."

Kontakt

AIDS-Beratung Mittelfranken der Stadtmission Nürnberg e.V.
Ansprechpartner: Dominik Weiß
Rieterstraße 23, 90419 Nürnberg
Tel. 0911-322500
aids-beratung@stadtmission-nuernberg.de
www.aids-beratung-mittelfranken.de

Stand der Projektinformation: Dezember 2012