Das Jungenprojekt "Agenten auf dem Weg..."

Ein neuer Zugang zu den körperlichen Veränderungen in der Pubertät

Einführung

Das Jungenprojekt: "Agenten auf dem Weg ..." wurde als Zwillingsprojekt zum Mädchenprojekt "Die Zyklusshow – Dem Geheimcode meines Körpers auf der Spur" entwickelt und ist Bestandteil des MFM-Projektes.

Nachdem das Präventionsprojekt für Mädchen (MFM-Projekt') (Mädchen Frauen Meine Tage – www.mfm-projekt.de) mit eintägigen Workshops zum Thema: "Die Zyklusshow - Dem Geheimcode meines Körpers auf der Spur ... Was alle Mädchen über ihren Zyklus wissen wollen" inzwischen an vielen Schulen und Bildungseinrichtungen in ganz Bayern und darüber hinaus mit großem Erfolg eingeführt ist (2003 wurden in 850 Veranstaltungen über 12.000 Mädchen und Eltern erreicht), wurde von allen Seiten der Ruf nach einem "Zwillingsprojekt" für die Jungen immer lauter.

Und das zu Recht: Eine wirkliche Prävention im Sinne eines positiven, verantwortungsvollen Umgangs mit Gesundheit, Sexualität und Fruchtbarkeit wird letztlich erst gelingen, wenn – im Sinne des Leitgedankens des MFM-Projektes': "Ich kann nur schützen, was ich schätze" – die jungen Menschen Achtung und Wertschätzung ihrem eigenen Körper und dem des anderen Geschlechts entgegenbringen. Das bedeutet, dass auch die Jungen kennen-und schätzen lernen, was in ihrem eigenen Körper vorgeht, wenn sie zum Mann werden und in der Lage sind, neues Leben zu zeugen. Das bedeutet darüber hinaus auch, über die Vorgänge im Körper des Mädchens/der Frau Bescheid zu wissen. Dieses Wissen fördert ein echtes gegenseitiges Verständnis ohne Angst und Unsicherheit.

Analog zum Mädchenprojekt ist die Hauptzielgruppe bei den Jungen ebenfalls die fünfte und sechste Jahrgangsstufe, das heißt es handelt sich um Buben, die noch am Anfang ihrer pubertären Entwicklung stehen. Seit Herbst 2003 können auch für sie geschlechtsgetrennte sechsstündige Workshops angeboten werden.

Aus dem Inhalt des Workshops: "Agenten auf dem Weg"

Spielerisch, abwechslungsreich und unterhaltsam findet der Workshop in Form eines Stationenspiels statt. Die Jungen übernehmen als Spezialagenten die Rolle der Samenzellen und machen sich auf die abenteuerliche Reise durch den männlichen Körper. Dabei wird das Zeugungs- und Befruchtungsgeschehen nacherlebt, wenn die Samenzellen im Hoden heranreifen, sich von dort über den Nebenhoden ("Spezialausbildungscamp"), Samenblase ("Snackbar") und Prostata ("Wildwasserkanal") auf den Weg machen und schließlich "in das Land des Lebens", den Körper der Frau gelangen, wo eine Siegersamenzelle ihre Mission erfolgreich erfüllt, eine Eizelle befruchtet und so ein neues Leben entsteht. In diesem Zusammenhang werden die Jungen mit dem weiblichen Zyklusgeschehen bekannt gemacht und verstehen nun im Gesamtzusammenhang auch, warum es, wenn keine Befruchtung eintritt, zur Regelblutung kommt.
Im letzten Teil des Workshops geht es um die körperlichen Veränderungen während der Pubertät.

Einbindung der Eltern: der Elternvortrag

Ebenso wie beim Mädchenprojekt wird auch den Eltern der Jungen ein Informationsvortrag angeboten, in dem sie in die Inhalte des Jungenworkshops eingeführt und unterstützt und ermutigt werden, mit ihren Kindern über dieses Thema wieder ins Gespräch zu kommen.

Idee und Ziel des Jungenprojektes

  • Wertschätzung des Körpers
    Dem Leitgedanken des MFM-Projektes entsprechend, "Ich kann nur schützen, was ich schätze", ist die Wertschätzung des eigenen Körpers und des Körpers des anderen Geschlechts Grundvoraussetzung dafür, verantwortlich mit Sexualität und dem Potential der Fruchtbarkeit umzugehen.
    Dies ist die Grundlage jeder Präventionsarbeit und die Voraussetzung für ein umfassendes Wohlbefinden.
  • Geschlechtsspezifische Sexualpädagogik
    Die geschlechtsspezifische Sexualpädagogik mit Jungen ist immer noch ein Stiefkind in der gesamten Sexualpädagogik. In diesem Jungenprojekt heißt es: Männer Für Männer! In geschlechtsgetrennten Gruppen wird ausschließlich mit Jungen gearbeitet.
  • Altersgruppe
    Bisher laufende Projekte zur sexualpädagogischen Jungenarbeit beginnen meist erst bei einer Altersgruppe ab 14 Jahren und damit eigentlich zu spät. Die Zielgruppe für das hier vorgestellte Jungenprojekt ist neu. Es sind neun- bis elfjährige Buben der 5. und 6. Klasse, eine Altersgruppe also, die noch ganz am Anfang ihrer pubertären Entwicklung steht. Es ist eine Zeit, in der ihr Interesse an den körperlichen Veränderungen beginnt und sie gerade miterleben, wie sich die Mädchen in ihrer Umgebung körperlich und seelisch verändern.
    Es handelt sich bei dem hier vorgestellten Projekt um das erste sexualpädagogische Konzept, das die Jungen altersgerecht und geschlechtsspezifisch auf ihrem Weg in die Pubertät vorbereitet.
  • Erfahrungs- und erlebnisorientierte Wissensvermittlung:
    Neuartig für ein sexualpädagogisches Jungenprojekt ist die ausführliche, spannende, erlebnis- und erfahrungsorientierte Darstellung der Vorgänge rund um die Fruchtbarkeit von Mann und Frau. Dadurch wird über die rein kognitive Wissensvermittlung hinaus im Sinne von "lebendigem Lernen" vor allem die emotionale Ebene und alle Sinne angesprochen.
    Nachhaltigkeit und Auswirkungen auf das persönliche Handeln werden erst erreicht, wenn das Wissen von der kognitiven Ebene auf die emotionale Ebene gelangt.
  • Bildhafte Sprache
    In diesem Workshop werden die Qualitätsmerkmale des Mädchenworkshops, nämlich die bildhafte, spannende, erlebnis- und erfahrungsorientierte Darstellung übernommen und über die rein kognitive Wissensvermittlung hinaus im Sinne von "lebendigem Lernen" vor allem die emotionale Ebene und alle Sinne angesprochen. Dadurch wird das Gespräch ohne Peinlichkeiten und ohne Vulgär- oder Umgangssprache gefördert. Das Thema wird nicht theoretisch, kurz und bündig oder hinter vorgehaltener Hand behandelt, sondern anschaulich, jungengerecht und liebevoll wird ihm der Raum gegeben, der ihm gebührt, was wiederum einen emotionalen, ganzheitlichen und positiven Zugang zur Thematik erleichtert und die Nachhaltigkeit fördert.

Praktische Durchführung des Workshops

Der Workshop wird in erster Linie an Schulen in der fünften und sechsten Klasse angeboten. Er umfasst sechs Unterrichtsstunden, das heißt einen ganzen Schulvormittag. Benötigt wird ein vom Referenten mitgebrachter aufwändiger Materialkoffer und ein möglichst großer Raum. Maximal 16 Jungen können an einem Workshop teilnehmen.

Träger – Organisation – Leitung – Finanzierung

Das MFM-Mädchen-Projekt wurde ursprünglich im Fachbereich Ehe und Familie der Erzdiözese München-Freising in Kooperation mit der Bayerischen AIDS-Stiftung entwickelt. Inzwischen wurden regionale Projektzentralen eingerichtet und mehr als 400 MitarbeiterInnen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Belgien ausgebildet. Die Leitung des MFM-Projektes liegt bei Dr. Elisabeth Raith-Paula, München.

Mangels finanzieller Mittel wurde das Jungenprojekt von einer 8köpfigen Arbeitsgruppe, die sich aus MFM-Projekt-Mitarbeitern aus München, Augsburg, Würzburg, Bamberg und Wien zusammensetzt, ehrenamtlich entwickelt. Eine weitere Expansion des Jungenprojektes hängt von der Beschaffung weiterer Finanzmittel ab.

Weitere Informationen, Kontaktaufnahme, Buchungen von Workshops bei der Projektleitung bzw. den regionalen Projektzentralen unter www.mfm-projekt.de.

Kontakt

Dr. med. Elisabeth Raith-Paula
Projektleitung MFM-Projekt

Rotwandstraße 14
82178 Puchheim
Tel. 089-89026168
Fax 089-89026169
info@mfm-projekt.de
Spenden für die Workshopdurchführung in Schulklassen bitte auf das Spendenkonto:
Liga-Bank Konto-Nr. 2317389, BLZ 750 90 300,
Stichwort: MFM-Projekt Erzdiözese München-Freising

Stand der Projektinformation: 2004