BIG-Projekt Erlangen

Bewegung als Investition in Gesundheit – Partizipative Bewegungsförderung für Frauen in schwierigen Lebenslagen und Migrantinnen

Anlass

Der Ansatz "Bewegung als Investition in Gesundheit" ("BIG") wurde als Modellprojekt zur Bewegungsförderung für Frauen in sozial schwierigen Lebenslagen im Rahmen der Präventionsforschung des Bundes in Erlangen vom Institut für Sportwissenschaft und Sport der Friedrich-Alexander-Universität entwickelt. Nach Ablauf der Projektphase (2005-2007) stand BIG vor dem Aus. Der Erlanger Stadtrat beschloss eine Fortsetzung der Finanzierung und legte das Projekt in die Hände des Sportamtes, unterstützt durch die Volkshochschule. Seit 2008 läuft BIG in Erlangen unter städtischer Leitung.

Projektziele

Das BIG-Projekt will es Frauen in schwierigen Lebenslagen und Migrantinnen ermöglichen, an den vielfältigen positiven Effekten von Bewegung – Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Krebs, Vermeidung von Bluthochdruck und Übergewicht, Linderung von Beschwerden, Verbesserung des körperlichen und seelischen Wohlbefindens, Entwicklung von Selbstvertrauen und sozialer Unterstützung – teilzuhaben. Das BIG-Projekt versteht sich auch als Integrationsprojekt, das durch spezielle, bedarfsorientierte und niedrigschwellige Sport- und Bewegungsangebote ein friedliches Zusammenleben von Frauen jeglicher Herkunft fördert.

Umsetzung

Das BIG-Projekt läuft in Erlangen inzwischen im 13. Semester (2012). Derzeit nehmen über 220 Frauen an den verschiedenen Angeboten teil, über 70% von ihnen haben einen Migrationshintergrund. BIG folgt einem integrativen Ansatz. Die Teilnehmerinnen haben ein Mitspracherecht, zu Beginn jedes Semesters gibt es Planungstreffen, in denen Wünsche aufgenommen werden.

• Ausweitung des Programms von einem Stadtteil mit drei Kursen auf mehrere Stadtteile mit insgesamt 20 Kursen (Yoga, Pilates, Zumba, Fahrradlernkurs, Nordic Walking, WenDo, Gymnastik, Schwimmkurse und Aqua-Fitness), zum Teil mit Kinderbetreuung
• Einrichtung einer Frauenbadezeit auf Wunsch überwiegend muslimischer Frauen: Im Hallenbad Frankenhof können Frauen sonntags von 15.00 bis 17.00 Uhr in geschütztem Rahmen unter weiblicher Aufsicht schwimmen; jede Woche kommen 80 bis 100 Frauen. Jährlich gibt es inzwischen 12 Schwimm- und 8 Aqua-Fitness-Kurse.
• Ausbildung "Sportassistentin – interkulturell" des Deutschen Olympischen Sportbundes und der Bayerischen Sportjugend, ebenfalls auf Wunsch der Zielgruppe: In einem 43-stündigen Lehrgang erwarben 14 Frauen den Club-Assistentenschein, acht von ihnen absolvierten anschließend die Breitensport-Übungsleiter C-Ausbildung und fungieren seither selbst als Übungsleiterinnen in Erlanger Vereinen und im BIG-Projekt. Aufgrund der großen Nachfrage wurde im Frühjahr ein zweiter Lehrgang zur Sportassistentin angeboten (13 Teilnehmerinnen, 10 von ihnen haben sich für die weiterführende Übungsleiter C-Ausbildung angemeldet).

Dokumentation: Projektbericht, Presseberichte, Programmflyer 2012

Ressourcen, Finanzierung

Projektträger ist das Sportamt der Stadt Erlangen mit einer halben Stelle, unterstützt durch die Volkshochschule. Vernetzung mit Sportvereinen, dem Türkisch-Islamischen Kulturverein, der Islamischen Gemeinde, Brücken e.V. Ausländer- und Integrationsbeirat, Gleichstellungsstelle, Mutter-Kind-Gruppen, Kindergärten, Schulen und Pfarreien.

Kommentar im Projekt

"Dem BIG-Projekt ist es mit seinem kooperativen Ansatz gelungen, eine große Gruppe von sog. 'Nicht-Bewegern' für Sport und Bewegung zu gewinnen … Über 70% der Teilnehmerinnen haben einen Migrationshintergrund und gerade für diese Frauen ist das BIG-Projekt mit seinen niedrigschwelligen Rahmenbedingungen ein wichtiger Schritt in Richtung Sport und Integration. Viele Frauen, die neu in Deutschland bzw. Erlangen sind, nehmen an den Bewegungsangeboten teil. Sie lernen Frauen aus anderen Kulturen kennen und erfahren dadurch von zusätzlichen Angeboten wie Deutschkursen, dem HIPPY-Projekt oder Beratungsstellen. BIG ist oft die erste Anlaufstelle … Die Zusicherung einer Finanzierung durch die Stadt bis vorerst 2014 konnte als großer Erfolg verbucht werden. Seither kann sich das BIG-Projekt Schritt für Schritt fest in bestehende Strukturen etablieren, kooperiert mit lokalen Vereinen und konnte somit das Bewegungsprogramm … ausweiten. Eine stetige Zunahme der Teilnehmerzahl sowie immer neue Kursangebote sind die Folge und bezeugen eine positive Entwicklung."