Bewegung für die grauen Zellen

Ein Kurskonzept der Volkshochschule Fürth

Anlass

Der Alzheimer-Demenz geht eine Phase voraus, in der kognitive Leistungen nachlassen, und zwar in etwas stärkerem Ausmaß, als das bei normaler Altersvergesslichkeit der Fall ist. Diese "leichte kognitive Beeinträchtigung" weist eine höhere Übergangsrate zur Demenz auf. Das Gehirn ist aber in diesem Vorstadium noch sehr leistungsfähig, es kann noch lernen, dass heißt neue Verbindungen (Synapsen) knüpfen. Dazu braucht es entsprechende Aufgaben. Besonders gut klappt das Knüpfen neuer Synapsen in Verbindung mit körperlicher Aktivität, die die Durchblutung anregt und damit das Gehirn mit Nährstoffen versorgt, die es für den Aufbau neuer Zellen braucht. "Bewegung für die grauen Zellen" setzt diese Erkenntnis in ein Kursprogramm um.

Projektziele

Verbesserung der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit mit Hilfe eines speziell entwickelten Bewegungsprogramms, das körperliche und geistige Aktivität verbindet. Entwicklung und Standardisierung einer Kurskonzeption für die bayerischen Volkshochschulen zum flächendeckenden Einsatz; Fortbildungen von Kursleitern im Rahmen des Fortbildungsprogramms des Bayerischen Volkshochschulverbandes.

Umsetzung

Ausgangspunkt für die Entwicklung des Kurskonzepts war die Verbindung von körperlicher und geistiger Aktivität. Er gibt keine Einschränkung der Zielgruppe, der Kurs ist offen für alle Interessierten. Bisher wurden von der Volkshochschule Fürth im Rahmen ihres Gesundheitsprogramms seit Beginn im Frühjahr 2011 fünf Kurse mit insgesamt 68 Teilnehmern durchgeführt. Das Konzept umfasst:

• Einführungsvortrag von Dr. Reinhard März, Lehrbeauftragter an der Georg-Simon-Ohm-Hochschule Nürnberg, vor Beginn des Kurses. Die Teilnahme ist kostenlos, bisher kamen insgesamt 113 Zuhörer.
• Ein Kurs hat 12 Einheiten: Eingangs- und Abschlusstest sowie fünf Termine mit Yogalehrerin/Gruppentrainerin (Gymnastik und Koordination für Ältere, Yogaübungen für Konzentration und Gleichgewicht), fünf Termine mit Sportwissenschaftlerin (Stressfrei tanzen, Koordination gezielt trainieren mit gleichzeitigen Gedächtnisübungen), maximal 14 Teilnehmer
• Eingangs- und Abschlusstestung von körperlicher Fitness (VHS-Fitness-Einschätzungsverfahren) und geistiger Leistungsfähigkeit (Cognitive Failure Questionnaire, CFQ), Auswertung durch Dr. März und Studenten der Ohm-Hochschule. Ergebnisbericht 2011 (12 Teilnehmer): Die körperliche Fitness verbesserte sich leicht, die Änderung der geistigen Leistungsfähigkeit war nicht signifikant. Neue Ergebnisse liegen frühestens 8/2012 vor.
• Feedback-Bögen der Teilnehmer, Auswertung durch die vhs Fürth ("Das Teilnehmer-Feedback ist hervorragend").
• Fortbildungen für den Bayerischen Volkshochschulverband (bvv) mit Einweisung in das Kurskonzept: Bislang drei ausgebuchte Veranstaltungen über jeweils zwei Tage mit insgesamt 38 Teilnehmern aus ganz Bayern; eine vierte Veranstaltung ist in Planung.

Dokumentation: Projektbericht, Kurzbericht der Ergebnisse 2011, Auswertung der Teilnehmerzahlen, Bericht der Fürther Nachrichten, Auszug aus dem vhs-Programm

Ressourcen, Finanzierung

Finanzierung des Angebots durch die Volkshochschule Fürth und Kursgebühren der Teilnehmer (59 Euro); Spende einer Privatperson.

Kommentar im Projekt

Aus den Fürther Nachrichten, 7.10.2011: "Sebastian Bittner von der VHS Fürth … betont, dass es im Kurs eben nicht um reines Gehirnjogging geht, sondern 'immer um Lernen in Verbindung mit Bewegung' … Eine der Dozentinnen nennt ein Beispiel aus dem ersten Kurs: Die Teilnehmer lernten, gleichzeitig Sirtaki zu tanzen und auf Griechisch zu zählen. Dabei kam es nicht darauf an, dass die Senioren am Ende tatsächlich perfekt die fremde Sprache beherrschten. Vielmehr sollten 'die grauen Zellen mobilisiert' werden – und das gehe mit Bewegung am besten. 'Der Spaß steht bei uns immer im Vordergrund' … Reinhard März von der Ohm-Fachhochschule testete gut die Hälfte der 27 Teilnehmer mit einem Durchschnittsalter von 69 Jahren … Sein Ergebnis: Drei Viertel der Frauen und Männer haben ihre Beweglichkeit verbessert, zwei Drittel ihre geistigen Fähigkeiten. Damit fühlt sich März darin bestätigt, dass der Kurs Demenzerkrankungen vorbeugen kann. Zumal nach seinen Worten viele Teilnehmer den festen Willen mit nach Hause nehmen, auch in Zukunft mehr für ihre geistige Mobilität zu tun."