Betriebsübergabe – ein Gesundheitsthema

Geplant – geregelt – gesund: Unterstützung für die Hofübergabe an die nächste Generation in Niederbayern/Oberpfalz und Schwaben

Anlass

Familienbetriebe sind das Rückgrat der bayerischen Land- und Fortwirtschaft. Für viele Landwirte ist die Hofübergabe an den Nachfolger mehr als ein vertraglicher Akt. Was wird aus dem Lebenswerk? Wir kann ich gesund und in einem harmonischen Miteinander mitarbeiten? Wie sieht mein Leben nach der Übergabe aus? Für jeden zweiten über 55-Jährigen Versicherten der Land- und forstwirtschaftlichen Sozialversicherung Niederbayern/Oberpfalz und Schwaben (LSV NOS) ist die Hofübergabe ein Thema, wie die repräsentative Befragung , , 55plus" 2008 zeigte. Bleiben die Fragen unbeantwortet, ist psychosozialer Stress die Folge, ein bedeutsamer (mit)verursachender oder verschlimmernder Faktor für viele Erkrankungen und für gesundheitliches Risikoverhalten.

Projektziele

Das Seminar "Betriebsübergabe – geplant – geregelt – gesund" soll bei Betriebsübergebern Handlungen anregen, die zu einer geordneten, rechtzeitig eingeleiteten Übergabe, zu einer Verbesserung der Gesundheit und zu einer klaren Vorstellung über die Zeit im Alter führen. Stabilisierung bzw. Verbesserung des Wohlfindens und des gesundheitsrelevanten Verhaltens, gesteigerte Inanspruchnahme von Gesundheitsangeboten, Vermittlung von Ansprechpersonen. Ausbildung regionaler Tutoren, die mit Rat und Tat unterstützen.

Umsetzung

Entwicklung eines mehrtägigen Seminarkonzeptes unter Einbeziehung von Experten und einer Fokusgruppe mit Landwirten, Landfrauen, Vertretern des Bayerischen Bauernverbandes und der LSV NOS. Zur Feinabstimmung telefonische Befragung von ca. 400 über 50-jährigen Betriebsleitern. 60% von ihnen gaben "viel" Klärungsbedarf hinsichtlich rechtlich-organisatorischer Fragen an, 30 bis 40% hinsichtlich der Gesundheit im Alter und psychologischer Fragen der Hofübergabe. 57% sagten, sie würden an einem entsprechenden Seminar teilnehmen, weitere 16% zumindest "vielleicht".

• Beginnend mit einem Pilotseminar im Januar 2011 wurden bisher 8 Seminare mit insgesamt 115 Teilnehmern durchgeführt. Das nächste Seminar wird in Zusammenarbeit mit der Handwerkskammer erstmals für nicht-landwirtschaftliche Betriebsübergeber geöffnet.
• Die Seminare werden 3- und 4-tägig angeboten und von einer Sozialpädagogin geleitet. Themen sind: 1. Betriebsbiografie: Rückblick, Überblick, Ausblick, 2. Wertschätzung, 3. Rechtliche Rahmenbedingungen, 4. Leistungsfähigkeit und Grenzen im Alter, 5. Übergabe und Erwartungen, 6. Das Staffelholz gut übergeben, 7. Übergabe aus Sicht der "Jungen", 8. Den Startschuss geben, 8. Die Zeit nach der Übergabe. Während des Seminars besteht auch die Möglichkeit für Einzelgespräche.

Qualitätssicherung, Dokumentation und Evaluation durch das Institut für Qualitätssicherung in Prävention und Rehabilitation GmbH an der Deutschen Sporthochschule Köln. Die bisherigen Teilnehmer bewerten das Seminar sehr positiv und würden "die Teilnahme Landwirten und Bäuerinnen empfehlen".

Dokumentation: Projektbericht, Abschlussbericht der Aktion "55plus", Bericht der Fokusgruppe "Betriebsübergabe", Presseberichte

Ressourcen, Finanzierung

Finanzierung über die Leistungsbereiche der Landwirtschaftlichen Sozialversicherung (Berufsgenossenschaft, Krankenkasse gemäß § 20 SGB V), der Eigenanteil der Teilnehmer beträgt 300 Euro (Übernachtung, Verpflegung, Referentenhonorar "Rechtliche Rahmenbedingungen"). Das Projekt wird gefördert im Rahmen der Initiative Gesund.Leben.Bayern. des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Gesundheit.

Kommentar im Projekt

"Bei '55plus' zeigt sich, dass eine ungeregelte Hofübergabe mit gesundheitlichen Einschränkungen und geringerer psychischer Gesundheit einhergeht ... Hier besteht Handlungsbedarf, nicht nur betriebswirtschaftlich, sondern auch seelisch … Im Sinne eines instrumentellen Stressmanagements kann sowohl auf konkrete aktuelle Belastungssituationen (reaktiv) als auch auf die Verringerung oder Ausschaltung zukünftiger Belastungen (präventiv) eingegangen werden."

Aus Rückmeldungen der Teilnehmer: "Es tut richtig gut zu merken, dass man nicht als einziger diese Probleme hat – jeder hat sein Päckchen zu tragen" – "Es überrascht mich, dass es gefühlsmäßig so viel zu bedenken gibt" – "Ich wollte gar nicht herkommen; mein Mann hat mich geschickt. Jetzt wäre ich froh, wenn er mit dabei wäre, so viel hat es gebracht."