Auszeit für pflegende Eltern

Eine Trainings- und Erholungswoche für Eltern von chronisch kranken oder behinderten Kindern

Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) in Landshut

Die Pflege von chronisch kranken oder behinderten Kindern unterscheidet sich in den Anforderungen und Folgen von der Pflege älterer Menschen (Pflege als Lebensaufgabe, Rollenkonflikte, insbesondere Vereinbarkeit mit Beruf, Umgang mit Geschwisterkindern, innerfamiliäre Konflikte, gesetzliche Betreuung, dauerhafte finanzielle Belastung). Daher hat die SVLFG ihr bestehendes Regelangebot der Trainings- und Erholungswoche an diese Zielgruppe angepasst. Es schließt eine Versorgungslücke.

Ziele

Projektziel ist die Entwicklung, Erprobung und Evaluation einer Trainings- und Erholungswoche für Eltern von chronisch kranken oder behinderten Kindern. Das Kind nimmt nicht an der Intervention teil. Primär soll das Wohlbefinden der Eltern gefördert und Depressivität gesenkt werden. Pflegebedingte Belastungen sollen gesenkt und Schutzfaktoren aufgebaut werden.
Umsetzung

Die "Auszeit" ist ein einwöchiges Angebot der SVLFG für pflegende Eltern, um Kompetenzen für gute Pflege und für Selbstsorge zu fördern.

Projektinhalte sind:

• Vorträge und Diskussionen mit Fachkräften
• Erfahrungsaustausch
• Praktische Übungen in Bezug auf die Pflege und für das eigene Wohlbefinden, ein individuelles Heimprogramm und Freizeitgestaltung (Bewegung und Entspannung).
• Im Projektverlauf werden spezifische Bedarfe erhoben und soweit möglich in das Programm integriert.
• Ergänzend werden Informationen zu gesetzlichen Leistungsansprüchen, Unfallschutz, Angebote zur Unterstützung und Entlastung gegeben.

Zur Gewinnung der Teilnehmenden wurden alle Eltern mit einem anerkannt pflegebedürftigen Kind (bis Geburtsjahr 1975) in Bayern, die Mitglied der SVLFG sind, zweimal angeschrieben (N= 302).

Bislang haben zwei „Auszeiten“ im Rehabilitationszentrum Klinik Rosenhof bzw. im Hotel Sammareier Gutshof in Bad Birnbach mit insges. 17 Teilnehmenden stattgefunden. Eine weitere Auszeit ist für den August 2019 geplant.

Die Auswertung der Fragebögen hat Folgendes ergeben:

Mehr als 70 % der an einer Teilnahme interessierten Personen (n = 55) gaben bei dem Punkt „Ausgleich für mich“ „viel Handlungsbedarf“ an. Etwa Dreiviertel der nicht-interessierten Personen (n = 35) teilten mit, sie könnten aus Zeitgründen nicht teilnehmen. Allerdings ist die Ablehnung nicht zwangsläufig (z. B. Termin außerhalb der Schulferien, Kurzfristigkeit). Die tatsächlich Teilnehmenden an der „Auszeit“ sind sehr zufrieden und beschreiben einen hohen subjektiven Nutzen.

Derzeit werden die Ergebnisse zur Entwicklung des Wohlbefindens bzw. der Depressivität ermittelt.

Projektlaufzeit, Ressourcen und Finanzierung

Die Laufzeit geht zunächst bis 31.12.2019 mit 25 teilnehmenden Eltern als Basis für die Evaluation. Voraussichtlich wird die "Auszeit" ein dauerhaftes Regelangebot der SVLFG werden.

Die SVLFG gewährt Leistungen im gesetzlichen Rahmen. Konzept und Evaluation sind gefördert aus Mitteln des Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege.

Trägerschaft und Projektkoordination

Träger der Interventionen ist die SVLFG. Für Konzept und Evaluation ist das Institut für Qualitätssicherung in Prävention und Rehabilitation GmbH verantwortlich.

Qualitätssicherung, Dokumentation und ggf. Evaluation

Die Ergebnisevaluation ist als kontrolliertes Panel angelegt. Die Entwicklung der Zielgrößen vorher wird mit der Entwicklung nachher verglichen. Mittels Panelregression werden alle (auch unbeobachtete) zeitstabilen Heterogenitäten kontrolliert, so dass die Vorher-Messungen die fehlende Randomisierung kompensieren. Temporale Trends werden über den Einbezug einer Panel-Kontrollgruppe kontrolliert.

Kommentar aus dem Projekt

„Die SVLFG bietet pflegenden Angehörigen bundesweit und regelhaft eine stationäre Trainings- und Erholungswoche an. Studien haben gezeigt, dass damit das Wohlbefinden der Pflegenden gesteigert werden kann. Eltern mit chronisch kranken oder behinderten Kindern haben aber teils spezifische Bedarfe und es gibt für sie zu wenige Entlastungs- und Unterstützungsangebote. Daher soll das bestehende Konzept der Trainings- und Erholungswoche auf die Anforderungen pflegender Eltern angepasst werden.“