Ärztliche Aufklärungsgespräche an Schulen

Die Ärztliche Gesellschaft zur Gesundheitsförderung der Frau legt "ein Fundament der aufsuchenden, situationsbezogenen und kultursensiblen Gesundheitsförderung"

Anlass

In Deutschland haben rund 20% der Einwohner einen Migrationshintergrund. Um diese heterogene Gruppe mit verständlichen und verlässlichen Gesundheitsinformationen zu erreichen, müssen individuell angepasste Zugangswege beschritten werden. Das persönliche Gespräch ist vor allem in bildungsfernen Schichten oder bei geringen Deutschkenntnissen und geringem Integrationsgrad sehr erfolgreich. Massenmediale Botschaften oder Informationen via Internet erreichen diese Gruppen oft nicht.

Projektziele

Den eigenen Körper schätzen und schützen lernen: Adoleszentinnen jeder Sozialschicht werden im vertrauten Umfeld (Setting Schule) im Rahmen von aufsuchenden "Arzt-stunden" im Klassenverband erreicht, dabei werden für die jeweilige Altersstufe subjektiv und objektiv wichtige, gesundheits- und präventivmedizinisch relevante Themen besprochen. Die Stunden geben Raum für Fragen, Ängste und Unsicherheiten, um die persönliche Handlungskompetenz zu fördern.

Umsetzung

Die Ärztliche Gesellschaft zur Gesundheitsförderung der Frau e.V. (ÄGGF) praktiziert seit fast 60 Jahren aufsuchende Gesundheitsförderung und Sexualaufklärung von Kindern und Jugendlichen, hauptsächlich von Mädchen, in Schulen. Der Schwerpunkt liegt auf Grund-, Haupt- und Berufsschulen.

  • 90-minütige Präventionsveranstaltungen nach einem standardisierten Präventionskonzept. Die Veranstaltungen sind für die Schulen kostenfrei.
  • Das Angebot richtet sich hauptsächlich an Mädchen ab der 4. Klasse, die Veranstaltungen werden entwicklungsbegleitend alle zwei Jahre angeboten. Im Dialog werden Kenntnisse zur weiblichen und männlichen Anatomie und Physiologie vermittelt. Hierdurch wird das Verständnis für Infektionswege, Erkrankungen und deren Prävention erarbeitet.
  • Die ÄGGF-Ärztinnen nehmen an regelmäßigen, verpflichtenden Fortbildungen teil. Sie sind interkulturell und in Gesprächsführung geschult und übersetzen komplexe Inhalte in eine einfache, leicht verständliche Sprache, ohne zu banalisieren.
  • Eine Vernetzung der Arbeit vor Ort mit Gesundheits-, Jugend- und Schulamt und anderen Einrichtungen ist obligatorisch.

In Bayern führten im Jahr 2010 sieben Ärztinnen 905 Veranstaltungen in Schulen durch, 80% davon in Grund-, Haupt-, Real-, Förder- und Berufsschulen. Rund 11.000 Mädchen bzw. Jugendliche wurden erreicht, schätzungsweise 5.500 von ihnen hatten einen Migrationshintergrund.

Im Nürnberg/Erlangen wurden 2009-2011 außerdem im Rahmen von Sprach- und Integrationskursen 230 junge Frauen und junge Mütter erreicht (22 Veranstaltungen). Das Robert-Koch-Institut evaluierte 2001 die Arbeit der ÄGGF und bestätigte einen signifikanten Erfolg des Präventionskonzeptes.

Dokumentation: Projektbericht, Veröffentlichungen der ÄGGF u.a. zur psychosexuellen Entwicklung, zur Vorbeugung sexuell übertragbarer Erkrankungen, zur Vermeidung von Teenagerschwangerschaften, zur ärztlichen Prävention in Schulen und zur Arbeit mit Migrantinnen.

Ressourcen, Finanzierung

Als gemeinnütziger Verein finanziert sich die bundesweit tätige ÄGGF aus Spenden. Förderer sind Firmen, Gesellschaften, Stiftungen, Vereine, die Ärztekammer Berlin, Privatpersonen sowie die Länder Berlin und Hamburg. Das Projekt "Informationsstunden für Mütter und Frauen mit Migrationshintergrund" erhielt 2009 eine EU-Förderung.

Kommentar im Projekt

"Die Jugendlichen schätzen die Ärztinnen als kompetente, konkrete, objektive und an die Schweigepflicht gebundene Ratgeberinnen. Ihnen wird Raum geboten, um ihre durch unterschiedlichsten Medienkonsum und eine oftmals überenttabuisierte Umwelt entstandenen Fragen ohne Scheu in einem geschützten Rahmen klären zu können … Die enge Zusammenarbeit mit den Gesundheits- und Schulämtern vor Ort bewirkt gleichzeitig eine hohe Akzeptanz der Arbeit durch die Schulen, was sich in der jahrelangen kontinuierlichen Zusammenarbeit deutlich zeigt. 97% der besuchten Schulen fordern die ÄGGF-Ärztinnen wieder an."

Kontakt

Ärztliche Gesellschaft zur Gesundheitsförderung der Frau e.V. (ÄGGF)
Ansprechpartnerin: Dr. Heike Kramer Eichenweg 11, 91080 Spardorf
Tel. 09131-406607, Fax 09131-406702
kramer@aeggf.de
www.aeggf.de

Stand der Projektinformation: August 2011