Gesundheit & Inklusion

Chancen auf eine gute Gesundheit sind in unserer Gesellschaft sehr unterschiedlich verteilt. Menschen mit Behinderungen haben beispielsweise aufgrund von zu wenig Gesundheitsressourcen oft schlechtere Chancen. Die Themen Gesundheit und Inklusion sind eng miteinander verbunden und bedingen sich gegenseitig. Mit dem Aktionstag „Inklusion“ des Landkreises Donau-Ries wurde am 5. Mai 2021 die Thematik in den Fokus gerückt. Die Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit (KGC) hat sich mit einem Beitrag zum Thema Inklusion und Gesundheit beteiligt und den Aktionstag im Rahmen des bundesweiten Partnerprozesses „Gesundheit für alle“ unterstützt.

Der Partnerprozess „Gesundheit für alle“ verfolgt u. a. das Ziel, ein gesundes und chancengerechtes Leben für Menschen jeden Alters zu ermöglichen – dies sind im Sinne der Inklusion besonders wichtige und zentrale Aspekte.

Soziale und gesundheitliche Ungleichheit stehen in Wechselwirkung

Soziale Ungleichheit führt zu gesundheitlicher Ungleichheit – und umgekehrt wirkt gesundheitliche Ungleichheit auf soziale Ungleichheit. Das Modell nach Mielck (2000) erläutert diesen Zusammenhang eindrücklich und kann auf Menschen mit Behinderungen oder Beeinträchtigungen übertragen werden. Durch erhöhte gesundheitliche Belastungen, z. B. körperliche oder geistige Behinderung, fehlende Bewältigungsressourcen, wie fehlende soziale Unterstützung sowie mangelnde gesundheitliche Versorgung (nicht alle Rehabilitationsmaßnahmen sind beispielsweise für Menschen mit Beeinträchtigungen geeignet) resultieren auch Unterschiede in Bezug auf einen gesundheitsrelevanten Lebensstil. Dies zeigt sich beispielsweise durch weniger Bewegung, erhöhten psychischen Stress, ungesunde Ernährung etc.

Durch diese Unterschiede können betroffene Menschen schneller und schwerer krank werden und haben eine geringere Lebenserwartung.

Unsere Aufgabe: Die Gesundheit aller

Das Wirkmodell zeigt zugleich die Stellschrauben und Ansatzpunkte für die Gesundheitsförderung und Prävention sowie der Inklusion. Denn im Umkehrschluss gilt es, die Ungleichheiten zu reduzieren, die Belastungen zu reduzieren und Ressourcen zu stärken. Dies gelingt über Verhaltens- und Verhältnisprävention, die Ansprache von Risikogruppen aber auch durch universelle Prävention, ohne Stigmatisierung und Ausgrenzung. Gesundheit ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die die Anstrengung Vieler erfordert und eine Vielzahl von Akteuren und Politikbereichen umfasst.

Public Health setzt sich für die Verbesserung der Gesundheit aller Menschen ein. Zentrale Aspekte sind dabei die Stärkung der Gesundheitsressourcen sowie die Verhinderung der Krankheitsentstehung. Menschen mit Behinderungen haben oft deutlich schlechtere Chancen für eine gute Gesundheit. Bisher gibt es nur wenige Public Health-Forschende, die sich mit dem Thema Inklusion befassen, auch die Datenlage ist eher dünn. Public Health sollte daher die Gesundheit aller Menschen in den Fokus nehmen und auf die Beseitigung von ungleichen Gesundheitschancen hinwirken. Die Stärkung der Gesundheitsressourcen ist insbesondere für Menschen mit Behinderungen zentral, um Krankheiten vorzubeugen und der ungleichen Chancenverteilung entgegen zu wirken.

Teilhabe – ein Anspruch ohne Einschränkungen

Die Definition von Inklusion fordert in der UN-Behindertenrechtskonvention die „uneingeschränkte, gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen an allen Aktivitäten des Lebens“ sowie die Verbesserung der Gesundheit von Menschen mit Behinderungen oder Beeinträchtigungen. Das bedeutet, dass Menschen mit Beeinträchtigungen im Sinne der Gesundheitsversorgung sowie der Gesundheitsförderung und Prävention denselben Anspruch haben, wie alle anderen Menschen. Um eine gesundheitsförderliche Lebenswelt für Menschen mit Behinderungen entsprechend ihrer Bedarfe zu gestalten, ist die Schaffung individueller Strukturen und das Vorhandensein ausreichender Ressourcen und politischer Rahmenbedingungen notwendig. Letztlich führt eine gleichberechtigte Teilhabe zu einer besseren Gesundheit und umgekehrt ermöglicht eine stabile Gesundheit mehr gesellschaftliche Teilhabe.

Ein gelungenes Praxisbeispiel

Das Projekt GESUND! des Forschungsverbundes für gesunde Kommunen (PartKommPlus) ist ein gelungenes Beispiel. Es beantwortet die beiden Forschungsfragen „Wie kann Gesundheitsförderung für Menschen mit Lernschwierigkeiten gemeinsam mit ihnen im kommunalen Umfeld gestaltet und verankert werden?“ sowie „Wie gelingt partizipative Gesundheitsforschung mit Menschen mit Lernschwierigkeiten?“.

Das Projekt findet in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungen statt, in der Bildungskurse für Menschen mit Lernschwierigkeiten durchgeführt werden. Unter anderem wird eine Qualifizierung zu Gesundheitshelfer*innen angeboten, die die Teilnehmenden befähigt als Peers/Multiplikator*innen andere Menschen mit Behinderungen beim Thema Gesundheitsförderung zu unterstützen und zu beraten. Inhalte sind zum Beispiel das Bewusstmachen des eigenen Lebensstils, die Reflexion des eigenen Handelns in Bezug auf Gesundheit und Krankheit sowie die Vermittlung verschiedener Bewältigungsstrategien. Es werden bestehende Gesundheitsmodelle zum Aufbau von Gesundheitskompetenz diskutiert, ein direkter Bezug zum eigenen Leben hergestellt und Ansatzpunkte für bewusstes Gesundheitshandeln identifiziert. Zudem besteht die Möglichkeit, mit Unterstützung eigene Mikro-Projekte zum Thema Gesundheitsförderung umzusetzen.

Der Film der Aktion Mensch verdeutlicht anschaulich das Thema Inklusion mit seinen Facetten.