Fachtag "Interkulturelle Kompetenz" - Fortsetzung eines Erfolgsmodells
Am 30. November 2023 richteten die Regierung von Niederbayern, das Bayerische Zentrum für Prävention und Gesundheitsförderung (ZPG), die Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit (KGC) in Bayern und das Kompetenzzentrum für Gesundheitsförderung und Prävention am Gesundheitsamt Passau erneut einen Online-Fachtag zum Thema „Interkulturelle Kompetenz - Partizipation als Schlüssel für Gesundheitliche Chancengleichheit“ aus. Bereits im Vorjahr stieß der Fachtag zum Themenfeld interkulturelle Kommunikation auf großes Interesse.
Drei Themenbereiche bildeten den Kern der Veranstaltung
Patrizia Hager, Landratsamt Passau, legte mit ihrem Vortrag „Partizipation als Schlüssel für Gesundheitliche Chancengleichheit“ den Grundstein zur Fachtagung, indem sie die zugrundeliegenden Begrifflichkeiten definierte und erklärte. Sie verdeutlichte die Unterschiede zwischen Chancengleichheit (gleichmäßige Verteilung von Ressourcen) und Chancengerechtigkeit (Verteilung der Ressourcen nach den Bedürfnissen, um die gleichen Chancen zu erlangen). Weiterhin ging Sie auf das Qualitätskriterium der Partizipation ein, schilderte, welche Voraussetzungen erfüllt werden müssen und welche (Vor-)Stufen der Partizipation existieren. Um die zugrundeliegende Theorie besser zu verdeutlich, wurden einige Praxisbeispiele guter, gelebter Partizipation vorgestellt.
Andrea Gugger-Diouf, ZPG, setzte den Schwerpunkt auf „Transkulturelle Kompetenzen – Ansätze für gerechtere Beteiligung und Teilhabe“. Sie legte unter anderem die Konzepte Inter- und Transkulturalität dar und ging auf die Charakteristika inter- bzw. transkultureller Kompetenzen ein. Kulturelle Unterschiede, beispielsweise dadurch beeinflusst, ob Personen eher in Individual- oder Kollektivgesellschaften sozialisiert sind, spielten ebenso eine Rolle. Diese machen sich u. a. dadurch bemerkbar, ob Menschen miteinander direkt oder indirekt kommunizieren. Darauf aufbauend wurden Empfehlungen für die praktische Arbeit abgeleitet, die beispielsweise zu einer entspannten Atmosphäre in Beratungsgesprächen beigetragen oder das gegenseitige Verständnis erleichtern können.
Frederic Lwano, systemischer Berater, Elterntrainer und interkultureller Referent, referierte zum Thema „Familie als Gesundheitsressource in Migrationskontext: interkulturell Kompetenz fördern.“ Er legte dar, dass das familiäre Umfeld sehr zentral für die individuelle Gesundheit ist und somit die Familie als wichtige Gesundheitsressource gesehen werden sollte. Weiterhin wurde das unterschiedliche Verständnis von Familie, abhängig von der Kultur und Herkunft, betrachtet: Während man sich in Deutschland eher auf die Kernfamilie fokussiert, wird in anderen Kulturen das Verständnis von Familie häufig weiter gefasst und kann deutlich mehr Mitglieder umfassen. Dies sollte beispielsweise im Beratungskontexten oder in der medizinischen Betreuung von Menschen mit Migrationshintergrund immer mitbedacht werden.