Fachtag zur Interkulturellen Kompetenz: Bewusstsein für Frauengesundheit global & regional
Am 3. Dezember 2024 richteten die Regierung von Niederbayern, das ZPG in Kooperation mit der Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit (KGC) in Bayern sowie das Kompetenzzentrum für Gesundheitsförderung und Prävention des Landratsamts Passau den 3. Digitalen Fachtag zum Thema „Gesundheitliche Chancengleichheit und Interkulturelle Kompetenzen“ mit dem Schwerpunkt „Frauengesundheit“ aus.
Mit einer Videobotschaft drückte die bayerische Gesundheitsministerin ihre Wertschätzung für die Veranstaltung aus. "Genau so wünsche ich mir die Beiträge zu unserem landesweiten Jahresschwerpunkt und es macht mich stolz, wenn ich das hohe Engagement sehe. Gemeinsam arbeiten wir alle dafür, ein stärkeres Bewusstsein für die Frauengesundheit zu schaffen", so Judith Gerlach.
Drei Referentinnen ergänzten sich thematisch
Barbara Abdallah-Steinkopff, Diplom Psychologin, schaffte mit Ihrem Vortrag „Gesundheitsversorgung von migrierten Frauen im Fokus. Was bringen sie mit und was brauchen sie?“ ein Grundverständnis für die Bedürfnisse geflüchteter Migrantinnen. Dabei konzentrierte sich die Referentin auf Migrantinnen, die aus Nichtindustriestaaten stammen und deren Regime die Werte des Landes – und insbesondere auch das Frauenbild – bestimmen. Die Bewegründe zur Flucht sind häufig auf Gewalterfahrungen zurückzuführen, die zu Traumata führen können. Durch die jahrelange Tätigkeit bei Refugio e.V. berichtete die Referentin über ihre eigenen Erfahrungen von häufigen Missverständnissen und Fehldiagnosen bezüglich psychischer Störungen aufgrund des unterschiedlichen Kulturverständnisses. Bei ihren Behandlungen setzt die Psychologin auf einen sensiblen Umgang mit Diversität und verwies auf die Kontextsensibilität. Letztlich ist es hilfreich den Betroffenen Beratung in Form eines Kompasses anzubieten, damit sich die Frauen in ihrer neuen Umgebung integrieren und gesund halten können. Abschließend betonte Sie, dass trotz unterschiedlicher Traditionen die Gemeinsamkeit besteht, eigene psychologische Grundbedürfnisse befriedigen zu wollen. Migrantinnen benötigen in ihrer neuen Heimat Unterstützung, um ihren Bedürfnissen gerecht werden zu können.
Faduma Korn, die Gründerin von NALA e.V. , referierte zum Thema „Bildung statt Beschneidung- Projekt gegen weibliche Genitalverstümmelung (FGM)“. Zu Beginn stellte Sie klar, dass der übergeordnete Zweck der weiblichen Beschneidung in sämtlichen Kulturen mit der Kontrolle der weiblichen Sexualität begründet wird. Durch Erläuterung der vier verschiedenen Typen der Beschneidung wurde das körperliche und seelische Leid der Opfer, welches dieser schwerwiegende Eingriff mit sich bringt, äußerst deutlich. Das sozio-kulturelle Phänomen ist weltweit verbreitet, weshalb aus ihrer Sicht dringender Handlungsbedarf besteht. Die PAAK-Formel zur Bekämpfung weiblicher Beschneidung fußt auf vier sich ergänzenden Säulen: Prävention, Assistenz, Ausbildung und Kooperation. In Anbetracht ihrer eigenen Erfahrungen und der derzeitigen Entwicklungen in Bezug auf den Feminismus warf die Referentin die Frage auf, ob angesichts der zunehmenden Schönheitseingriffe der Feminismus selbst in der westlich geprägten Welt in Gefahr sei.
Feyza Palecek, Geschäftsführerin von Donna Mobile, und Mensioure Riza, Medizinerin der LMU, rundeten den Fachtag mit der Vorstellung des Donna Mobile e.V. ab. Die beiden Referentinnen stellten das ganzheitliche, frauenspezifische und interkulturelle Konzept ihres Vereins vor. Die zertifizierte Gesundheits- und Bildungseinrichtung steht seit 1989 in München an der Seite von Migrantinnen und arbeitet an Schwerpunkten wie der Gesundheitsförderung, der Prävention, der beruflichen Qualifizierung sowie der interkulturellen Altenarbeit, welche an die spezifischen Bedürfnisse von Migrantinnen angepasst sind. Ihre langjährige Erfahrung und interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den vorherigen Referentinnen lieferten ein Paradebeispiel für gutes Netzwerken. Die Vielfalt an Angeboten reicht von psychologischer Einzelberatung über Selbsthilfegruppen bis hin zu beruflicher Qualifizierung. Speziell das Thema psychische Gesundheit wird derzeit bei Beratungen und Fachvorträgen stark in Anspruch genommen.